Ein Managementplan soll Wiens Status als Welterbestätte bewahren. Doch gelingt mehr als ein Papiertiger?

Manuel Pestalozzi
1. November 2021
Der »Canaletto-Blick« vom Belvedere, wie er sich im Gemälde des berühmten venezianischen Vedutenmalers Bernardo Bellotto (1760) darbietet, wird oft als Idealzustand der Wiener Altstadt angesehen. (Gemälde: Bernardo Bellotto, Kunsthistorisches Museum Wien)

Soll man ein historisches Ensemble in Aspik legen und für alle Ewigkeit erstarren lassen? Gewiss nicht. Doch bauliche Maßnahmen, die das Erscheinungsbild stark beeinträchtigen oder gar zerstören, sollten unterbunden werden. Handelt es sich um eine Kulturerbestätte der UNESCO gilt dies schon deswegen, weil andernfalls der Status aberkannt werden kann. In Wien weiß man das bereits genau: Vor einigen Jahren wurde die Umgestaltung des Wiener Heumarktes gestoppt. Die UNESCO hatte nämlich aufgrund der Baupläne mit der Streichung von ihrer Liste gedroht.

Umsichtiges Handeln dank Managementplan?

Wohl nicht zuletzt deswegen hat die Stadt Wien 2019 die Erarbeitung eines Managementplans zum Schutz des historischen Stadtzentrum in die Wege geleitet. Am 6. Mai 2021 fand dazu im Festsaal des Wiener Rathauses eine politische Enquete statt. Die Erarbeitung des Managementplans erfolge in enger Abstimmung mit der UNESCO, ICOMOS Österreich, dem Bundesdenkmalamt, den betroffenen Magistratsdienststellen und Bezirken, einigen NGO sowie der Fachöffentlichkeit. Der Managementplan entstehe so im Dialog mit allen relevanten Stakeholdern, teilte die Stadt damals mit. Versprochen wurde, dass der Plan noch in diesem Jahr stehen wird und dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt werden kann.

Gute Absichten – doch wie stehen die Chancen für die Umsetzung?

Bevor dieses Werk vorliegt, macht sich die Fachpublikation Restauro in einem Artikel bereits Gedanken über die Erfolgsfaktoren im Welterbemanagement. Seit der Aufnahme Wiens auf die UNESCO-Welterbeliste im Jahr 2001 seien mehr und mehr Hochhäuser in oder zumindest an den Rändern der sogenannten Welterbe-Pufferzone errichtet worden. Ohne den nun von der UNESCO ausdrücklich eingeforderten Plan hätte sich dies weiter verschärft, meint Restauro. Das Heumarkt-Hochhausprojekt war demnach der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. 

Zur möglichen Wirkung des Managementplanes befragte Restauro Ruth Pröckl, die Koordinatorin für das UNESCO-Weltkulturerbe im österreichischen Kulturministerium. Sie verwies vor allem auf die Bereitschaft der Gebietskörperschaften zur Umsetzung. Die meisten Verantwortlichen würden, so erklärte die Expertin, sowohl in Österreich als auch anderswo das Welterbe letztendlich auf Basis der bestehenden Gesetze managen. Ob der Plan und die geltenden Gesetzte dereinst gut ineinander greifen, sei offen. Aber schon der Aufruhr und das Entsetzen über die Drohungen der UNESCO sollten an der Donau eigentlich ein Umdenken in Gang bringen.

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