Engawa der Kunstbetrachtung

Ulf Meyer
12. February 2020
Foto: Hertha Hurnaus

Wenn private Kunstsammlungen wachsen, wird bisweilen der Platz an den Wänden knapp. Andere Lösungen müssen dann her. Ein Schaudepot über den Dächern Wiens schafft eine solche auf elegante Weise: BEHF Architects haben auf einem bestehenden Gebäude ein Schaudepot für einen Kunst-Connaisseur und -sammler entworfen. Dabei verwischen sie bewusst die Grenzen zwischen Innen- und Außenraum, offen und geschlossen, Kunst und Natur. Denn das »Artspace« genannte Kunstdepot fügt sich mit großen Verglasungen visuell nahtlos in einen Dachgarten rundherum ein und hat seinerseits üppige Vegetation auf dem Dach, in der pinke Flamingos leuchten. Vom Foyer aus fällt der Blick auf einen Wiener Innenhof. Der Einsatz reflektierender Materialien verbindet das Kunst Interieur geschickt mit seiner gründerzeitlichen Umgebung. Die meisten Kunstwerke, überwiegend Fotos, sind auf verschiebbaren Gitterwänden montiert, die in einem roten Kasten Schutz finden. 

Foto: Hertha Hurnaus
Foto: Hertha Hurnaus

Der Fußboden ist in der Komplementärfarbe gehalten und mit hellgrünem Kunstrasen ausgelegt. Die Deckenuntersicht aus spiegelnden Edelstahlplatten mit leicht gewellter Oberfläche reflektiert das Tageslicht und ein Bild der Umgebung. Das mutet an wie eine Wasseroberfläche im Wind. Die Deckenbeleuchtung steigert die Wirkung der Kunstwerke. Zwei Bücherregale bieten Platz für Kataloge und Bildbände, zugleich gliedern sie den Raum. 

Das auskragende Dach schützt die umlaufende Veranda wie eine Engawa das japanische Haus. Sie ist ebenso wie das Interieur mit grünem Kunstrasen belegt, sodass die Grenze zwischen Innen und Außen visuell aufgelöst wird. Eine elegant geschwungene Brüstung aus Metall wirkt wie im Wind wehende Grashalme. Der »Artspace« schafft mitten in der Hauptstadt ein Ort, an dem urbane Natur, Natur-Symbole und Kunst zu einem Raum für Connaisseurs zusammenfinden.

Foto: Hertha Hurnaus

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