Umweltbildungszentrum in Berlin eingeweiht

Hölzernes Vogelnest

Carsten Sauerbrei
14. November 2017
Das Umweltbildungszentrum befindet sich inmitten des Berliner Britzer Gartens. (Bild: DI Roland Wehinger, Architekten Hermann Kaufmann ZT)

Neue Gebäude in Holz zu errichten ist im bergigen Süden Deutschlands nichts Ungewöhnliches, verglichen mit Gebieten jenseits der deutschen Hoch- und Mittelgebirgsregionen. Daher ist es auch eine Meldung wert, wenn in Berlin ein neuer Pavillon von den österreichischen Holzarchitekturspezialisten von «Architekten Hermann Kaufmann ZT», Schwarzach eingeweiht wird. Vor allem dann, wenn dessen Gestaltung aufgrund des vielfältigen Wechselspiels von Offenheit und Geschlossenheit, Transparenz und Permeabilität sich ästhetisch so reizvoll präsentiert wie beim Bau der Vorarlberger Architekten.

Durch eine kleine Fuge trennten die Architekten den Pavillon vom Untergrund, um ihn leicht wirken zu lassen.(Bild: DI Roland Wehinger, Architekten Hermann Kaufmann ZT)

Eine passendere Wahl als den CO2-Speicher und Naturbaustoff Holz für einen Pavillon zu verwenden, der als ganzjähriger Treffpunkt und Veranstaltungsraum für die Umweltbildung von Kinder und Jugendlichen genutzt wird, kann es wohl kaum geben. Primärenergieverbrauch und Kohlendioxid-Potential sind bei dem Neubau beispielsweise durch die Verwendung von Weißtannenstäben für die Fassade und Thermokiefer für die Fußböden und Decken, aber auch Dank einer Luft-Wärmepumpe und der extensiven Dachbegrünung sehr gering. Die kurze Bauzeit von nur 7 Monaten erreichten die Architekten vor allem mittels des hohen Vorfertigungsgrades der 9 mal 4 Meter großen Boden- und Deckenelemente, die die Primärstruktur des Pavillons bilden.

Das hölzerne Flechtwerk soll an ein Vogelnest erinnern. (Bild: DI Roland Wehinger, Architekten Hermann Kaufmann ZT)

Um den niedrigen Baukörper möglichst leicht wirken zu lassen und gut in den umgebenden Park zu integrieren, konzipierten die Projektarchitekten Jörg Braun und Roland Wehinger ihn als «ein vom Boden abgehobenes Vogelnest» bzw. als «ein von Bäumen umgebenes Glashaus», wie sie zur Eröffnung in der Berliner Woche mitteilten. Tatsächlich entstehen durch das Zusammenspiel von transparenter Glasfassade, geschlossenen Wandabschnitten und dem halb-durchlässigen, bandartigen Flechtwerk als äußerem Abschluss attraktive zwischen offen und geschlossen changierende Raumwirkungen. Dabei erscheint die Gestaltung trotz des vielen Holzes nie folkloristisch, sondern wohltuend klar, da die Architekten die Naturholzelemente bewusst mit grauen Stahlbauteilen, einem grau-gestrichenen Fußboden sowie mit einem weißen Innenausbau und farbigen Stühlen kontrastierten.

Mit einem grau-weißen Innenausbau und farbigen Stühlen kontrastieren die Architekten die naturbelassenen Holzbauteile. (Bild: DI Roland Wehinger, Architekten Hermann Kaufmann ZT)