Klimafreundliche Architektur braucht überzeugte Bauherren. Doch die Träume vieler Menschen sind wenig zukunftsfähig

Manuel Pestalozzi
23. November 2021
Ein abschreckendes Bild? Für Architekt*innen vielleicht, doch viele Menschen träumen noch immer vom großzügigen Haus im Grünen. (Visualisierung © Techwoodhomes)

Das Bauen muss nachhaltiger werden, am besten klimaneutral. Dichtere Quartiere sollen entstehen, die Bebauung neuer Flächen ist zu vermeiden. Statt Abriss und Neubau würde besser auf Umbauten gesetzt, und die Wiederverwertbarkeit von Baumaterialien sollte künftig beim Entwurf mitgedacht werden. Die meisten Architekt*innen unterstützen diese Forderungen. Kontrovers diskutiert wird in der Szene vor allem, wie eine klimafreundliche, zukunftsfähige Architektur zu erreichen ist. Doch gleichzeitig träumen viele Menschen weiter vom Einfamilienhäuschen mit üppigem Garten. Wie sehr die Bauwirtschaft heute dem Klima schadet, wie viel Abfall sie produziert und wie stark die Zersiedelung die Umwelt schädigt, ist vielen dabei nicht näher bekannt. 

Und so finden sich für Fertighäuser nach wie vor viele Kund*innen. Die Industrie freut es, neue Unternehmen können sich dank der ungebrochenen Nachfrage etablieren – so zum Beispiel die Wiener Firma Techwoodhomes. Für die Konstruktion, Produktion und Montage ihrer Häusern ist Martin Vogl verantwortlich, die Architektur stammt Robin Skala, der zum Architekturbüro Who Cares?! gehört. Ab Frühling 2022 will das Unternehmen seine ingesamt fünf Gebäudetypen in Gaaden bei Mödling zeigen.

Der Wohn- und Essbereich der Häuser nimmt stets zwei Stockwerke in Anspruch. (Visualisierung © Techwoodhomes)

Techwoodhomes verspricht, wie der Name schon sagt, »smarte« Holzhäuser. Eigens entwickelte Software soll den Bewohner*innen das Leben so angenehm wie möglich machen. Besonders geachtet werde, so wird geworben, auf ein gutes Raumklima. Durch einen Wandaufbau aus Holz, Schafwolle und Lehm seien die Häuser außerdem nachhaltig. Alle wichtigen Informationen über das jeweilige Gebäude und seinen Zustand sind in einer App abzurufen. Das soll Instandhaltung und Renovierung erleichtern. 

Architektonisch bieten die Häuser einen 5,4 Meter hohen Wohn- und Essbereich. Zum Angebot gehören auch Rollrasen, ein System für die Gartenbewässerung, eine Terrasse und natürlich ein Gartenzaun. Ist das zeitgemäß? Kaum, auch wenn der Einsatz von Holz und Lehm durchaus positiv ist. Warum also über die Fertighäuser schreiben? Das Beispiel ist interessant, zeigt es doch, dass eine zukunftsfähige Baukultur nicht einfach architekturintern entwickelt werden kann. Es braucht vielmehr einen grundlegenden Wertewandel und möglicherweise sogar Zwangsmaßnahmen, um den Klimawandel zu stoppen. Solange das Um- und Weiterbauen, die Verdichtung und das kritische Hinterfragen der eigenen Ansprüche nur von einer Elite propagiert und vorangetrieben werden, wird sich wenig ändern.


Other articles in this category