Mit 52 Zähnen

Ulf Meyer
11. October 2018
Die Setzung der Fenster überspielt die Geschossgrenzen (Bild: Steinprinz)

Jeder kennt den Leibniz-Butterkeks, der die Firma Bahlsen aus Hannover bekannt und vermögend gemacht hat. Der Sohn des Firmengründers, Klaus Bahlsen, hat einen Teil seines Vermögens für wohltätige Zwecke gestiftet. Davon profitieren unter anderem Studenten in Hannover. Für sie wurde vom Architekturbüro ACMS aus Wuppertal, das schon gute Referenzen beim Bauen für Studenten hat, ein neues Wohnheim gebaut, das sowohl technisch, als auch gestalterisch Maßstäbe setzt. Der Bauort an der Wilhelm-Busch-Straße, einem der schönsten historischen Straßenzüge in der kriegszerstörten Stadt verlangte eine sensible Reaktion auf die benachbarte, denkmalgeschützte Bebauung der Jahrhundertwende.

Das Wohnheim trägt den Namen von Bahlsen (Bild: Steinprinz)

Der Abschluss des Straßenzugs bestand aus je einem Haus aus den 1920er-Jahren und den 1950er-Jahren. ACMS wollten dem Straßenzug einen angemessenen Abschluss geben. Ihr Ersatzneubau setzt deshalb die Straßenrandbebauung fort. An der Schnittstelle zwischen der Straßenrandbebauung und 1950er-Jahre Bau übernimmt der Neubau die Proportion seines Vorgängers und nimmt Trauf- und Sockelhöhen der benachbarten Bebauung auf. Auch die Fassade mit hellem Verblendmauerwerk reflektiert die historische Bebauung. Die niedrigere Geschosshöhe und das zusätzliche Geschoss werden durch das Zusammenfassen der Fenster von je zwei Geschossen geschickt überspielt.

Die Gemeinschaftsräume haben Bezug zum Garten (Bild: Steinprinz)

Was man dem Neubau nicht ansieht: Er ist ein Holzbau, seine Außenwände bestehen aus vorgefertigten Holztafeln. Nur die vorgehängte, hinterlüftete Fassade ist steinern. Durch die Vorfertigung der Holztafelelemente und den Einsatz von vorgefertigten Nasszellen konnte die Bauzeit dramatisch verkürzt und eine hohe Ausführungsqualität garantiert werden. Die Fassade wurde in nur einem Monat fertiggestellt. Die Neubauten erfüllen den Standard „KfW-Effizienzhaus 40“. Damit liegt der Primärenergieverbrauch bei rund einem Viertel der Anforderungen nach EnEV 2013. Beton wurde nur für die Geschossdecken und Schotten eingesetzt. Die Fassade hingegen ist leicht, recyclebar und frei von Wärmebrücken.

So wie Bahlsen aus dem englischen Wort „cakes“ das schöne deutsche Wort „Keks“ machte, so haben die Architekten von ACMS aus schnöden Bestandsgebäuden ein Studentenwohnheim geschaffen, das gut in seine feine Nachbarschaft passt und zugleich ökologisch ist ohne aufzutragen.