Zehn Jahre Engagement für die Vorarlberger Baukultur

Elias Baumgarten
13. January 2023
Foto: Darko Todorovic

Blumen und viele Glückwünsche habe sie zur Feier ihres 10-Jahr-Jubiläums als Chefin des Vorarlberger Architektur Instituts (vai) erhalten, sagt Verena Konrad im Interview mit Vorarlberg Online. Dabei wirkt sie fast verlegen. Sie sei doch nur eine im Team, sagt sie lächelnd. Über 400 Menschen und Organisationen machen den Erfolg des Vereins aus. Seit Verena Konrad, die Geschichte, Kunstgeschichte und Theologie in Innsbruck studiert hat, 2013 nach Vorarlberg kam, hat sich das vai zu einer auch international geschätzten Diskursplattform entwickelt. Österreichs jüngstes Architekturhaus ist heute eines der rührigsten und bekanntesten – auch dank seiner so bescheidenen wie gewinnenden Direktorin, der ihre große Freude an der Architekturvermittlung stets anzumerken ist. 

»Unser Ziel ist, aktuelle Entwicklungen zu benennen, zu besprechen und zu analysieren. Ausdrücklich nicht möchten wir mit erhobenem Zeigefinger umherlaufen und die Leute belehren. In möglichst einfacher und verständlicher Sprache geben wir Wissen weiter beziehungsweise machen es zugänglich. Zudem: Wir sind für alle da. Wir bringen die Debatte um Architektur und Baukultur zu allen Menschen, Laien sind uns ebenso willkommen wie Fachleute. Das vai ist kein elitärer Ort.«

Verena Konrad weiß die besondere Gestaltungsfreiheit zu nutzen, die sie am vai genießt und die sie einst anlockte: Heute umfasst das Programm des Hauses Ausstellungen, Publikationen und Workshops. Außerdem werden regelmäßig Exkursionen, Dialogveranstaltungen und Aktionen im öffentlichen Raum organisiert. Sogar ein vorarlbergweites Schulprojekt hat der Verein lanciert. Zu den wertvollsten Vermittlungsformaten gehören gewiss die monatlichen Architekturbesichtigungen der Reihe »Architektur vor Ort« und die Coverserie zu baukulturellen Themen in Leben & Wohnen, der Wochenendbeilage der Tageszeitung Vorarlberger Nachrichten. 

Foto: Darko Todorovic
Foto: Angela Lamprecht

Was Verena Konrad mit ihrem Team leistet, ist so wertvoll, weil Vorarlbergs großartige Baukultur keine Selbstverständlichkeit ist. Sie bedarf ständiger Pflege. Denn auch im westlichsten Bundesland ist die wirtschaftliche Lage angespannt und das Renditestreben ausgeprägt. Besonders das Zusammenwachsen der Städte und Ortschaften entlang des Rheins stellt eine hohe Herausforderung dar, und der Schutz der wertvollen Naturräume erfordert viel Einsatz und Energie. Auch sind große Anstrengungen nötig, damit im Ländle die Bau- und Materialwende gelingt. Allein auf das starke Handwerk und die Tradition im Weiterbauen und Maßhalten zu vertrauen, wird nicht reichen.

Wir gratulieren der Jubilarin herzlich. Und wir wünschen ihr und dem gesamten vai-Team viel Kraft und Ausdauer für die nächsten Jahre. Denn Architekturvermittlung und die Pflege eines fruchtbaren Diskurses können manchmal auch eine Knochenarbeit sein. Doch der Aufwand lohnt sich, wie man in Vorarlberg eindrucksvoll sieht.


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