Neubau Verbandsgemeindehaus in Montabaur

Mittelpunkt des öffentlichen Lebens

bof architekten
20. June 2018
Blick über den Vorplatz

In der Innenstadt von Montabaur soll als Neubau das Verwaltungsgebäude für die Verbandsgemeinde Montabaur entstehen. Welche Ausgangssituation haben Sie vorgefunden?
Das aktuelle Rathaus der 25 Verbandsgemeinden Montabaur liegt an sehr prominenter Stelle direkt am Marktplatz inmitten von Montabaur, ist aber sanierungsbedürftig. Nach allen Abwägungen hat sich der Rat für den Bau eines neuen Rathauses entschieden. Das dafür vorgesehene Grundstück liegt in unmittelbarer Nähe zur Altsstadt Montabaur, etwas versteckt in einer Hinterhofsituation. Es ist circa 3.000 Quadratmeter groß, gut 100 Meter lang und zwischen 20 und 30 Meter breit. Das Raumprogramm umfasst ca. 5.900 Quadratmeter Bruttogeschossffläche und soll unter anderem das Standesamt, einen Ratssaal sowie Arbeitsplätze für circa 160 Mitarbeiter schaffen. Die Stellplätze für die Autos werden in einer Tiefgarage untergebracht.

Lageplan

Wie kamen Sie zum Baukörper?
Wie bei jedem Wettbewerb probieren wir viele Varianten aus. Wir testen diese Konzepte im Modell und prüfen gleichzeitig die Funktionalität. In diesem Fall hatten wir über 15 ernstzunehmende Konzepte. Je länger wir uns mit der Aufgabe und dem Ort auseinandersetzten, desto mehr merkten wir, dass dies ein besonderer Ort ist. Immermehr kristallisierte sich die Form des Urtypus Haus als angemessene Reaktion auf die Umgebung heraus. Als öffentliches Gebäude kann der Neubau eine gewisse Strahlkraft vertragen, sodass zum einen die präsente Gebäudespitze mit dem Ratssaal überhöht ist und zum anderen eine gewisse strenge die heterogene Hinterhofstruktur beruhigt. Der Neubau fügt sich in die Dachlandschaft der Umgebung ein und ergänzt sie. Durch das steile Dach und die niedrige Traufe entspricht das Gebäude in seiner Maßstäblichkeit der Umgebung.

Öffentlicher Raum

Wie organisieren Sie das Verbandsgemeindehaus?
Im Erdgeschoss befindet sich ein großzügiges Foyer, durch das sowohl die Mitarbeiter als auch die Besucher das Gebäude betreten. Im direkten Anschluss hierzu finden sich die Räume des Standesamts. Die öffentliche Funktion mit dem höchsten Besucheraufkommen ist so sehr einfach erreichbar. Der Vorplatz und der durch die Auskragung entstehende Bereich können als Erweiterung des Raumes dienen. Vom Foyer aus werden die oberen Geschosse durch zwei großzügige Treppenhäuser erschlossen. Über den Büroeinheiten folgt im 3. Obergeschoss der Ratssaal. Mit seiner großen Höhe und der markanten Form bildet der Saal das eigentliche Herz des Gebäudes.

Schnitt

Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?
Ziel von uns ist es in Form und Konzeption die eigentlich wenig repräsentative Situation im Blockinneren aufzuwerten und mit dem neuen Verbandsgemeindehaus einen Mittelpunkt des öffentlichen Lebens zu schaffen.

Ratssaal

Welches Materialstrategie schlagen Sie vor?
Die traditionelle Bebauung im Westerwald ist geprägt von Fachwerkhäusern mit Giebeldächern und mit Schieferschindeln verkleidet, die sowohl als Dacheindeckung als auch als Wetterschutz an den Wänden dient. Das historische Rathaus Montabaur ist im neugotischen Stil aus rotem Klinker gebaut worden. Diese beiden lokalen Besonderheiten sind uns beim ersten Besuch in Montabaur sofort aufgefallen. Für uns war klar, dass der Neubau sich mit diesen Materialien auseinandersetzen muss.
Der Neubau nimmt auf beides Bezug: Ziegel, die wie Schindeln montiert sind und die das gesamte Haus wie aus einem Guss umhüllen. Die offene Gestaltung des Erdgeschosses mit seinen großzügigen, raumhohen Verglasungen öffnet das Gebäude zum Platz hin und schafft so Transparenz und einen fließenden Übergang zwischen Innen und Außen.

Detail

Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Wir haben diesen Wettbewerb gewonnen und befinden uns zur Zeit mitten im Vergabeverfahren. Wenn alles glatt geht und wir beauftragt werden, könnte unser Entwurf in vier Jahren umgesetzt sein.

Nächtliche Anmutung

Neubau Verbandsgemeindehaus in Montabaur
Nichtoffener Realisierungswettbewerb

Auslober/Bauherr: Verbandsgemeindeverwaltung Montabaur, Montabaur
Betreuer: BAUWERT Projekt Consult GmbH, Limburg, Siegen

Jury
Hans Uwe Schultze, Vors. | Knut Maier | Friedemann Roller | Peter Strobel | Joachim Rind | Edmund Schaaf | Ulrich Richter-Hopprich | Gabi Wieland | Dr. Wolfgang Neutz | Sigrun Thon

1. Preis
Architekt: bof architekten bücking, ostrop & flemming partnerschaft mbb, Hamburg
Landschaftsarchitekt: Bruun & Möllers GmbH & Co. KG, Hamburg

2. Preis
Architekt: HARTER + KANZLER Freie Architekten BDA - PartG mbB, Freiburg im Breisgau

3. Preis
Architekt: bss Architekten Bär, Stadelmann, Stöcker, Nürnberg