BMW LKW-Logistik-Administration in München von Pätzold + Schmid Architekten

Vollständig rezyklierbar

Thomas Geuder
28. August 2017
In Münchens Norden haben Pätzold + Schmid Architekten Raum für die BMW-LKW-Logistik-Administration geschaffen. (Bild: Stefan Müller-Naumann)

Projekt: Neubau BMW LKW-Logistik-Administration (München, DE) | Architektur: Pätzold + Schmid Architekten PartGmbB (München, DE) | Bauherr: BMW AG (München, DE) | Hersteller: diverse | weitere Projektbeteiligte siehe unten

Bauen dient idealerweise dazu, dass ein Gebäude für viele Jahrzehnte Raum für Mensch, Tier und/oder Gerät bietet. Natürlich gibt es auch Bauaufgaben, die demgegenüber eher temporär sind, wie etwa das neue Gebäude für die BMW LKW-Logistik-Administration in München. Der bayerische Autobauer hat hier eine Fläche für die Just-In-Time-Anlieferung geschaffen, die aus dem zwei Kilometer nördlich gelegenen eigentlichen Werk ausgegliedert wurde. 16 Büroarbeitsplätze in Großraumbüro sollten auf der neuen Fläche geschaffen werden, außerdem ein Raum für den Pförtner sowie verschiedene bedienende Räume, etwa Nassräume für die LKW-Fahrer. Bei der ersten Planung und Ausschreibung wollte man sich zunächst werkstoffunabhängig halten. So wurde zunächst nur das Achsraster von 2,50 m definiert, durch das bewusst eine modulare Massivbauweise, ein Stahl-, ein Holzbau oder aus eine hybride Konstruktion möglich waren. Diese Funktionalausschreibung führte schließlich zu einer kombinierten Holzständer- / Holztafelbauweise, ein Konstruktionsprinzip, das nicht zuletzt alle Vorteile eines ressourcensparenden Bauens ermöglichte. Das ist ein zentraler Punkt angesichts der langgestreckten Form des Gebäudes, die sich aus dem Grundstück ergibt. Es besteht vor allem aus LKW-Verkehrsflächen. Bedingt durch die Wenderadien und Parkplatzmaße des Schwerlastverkehrts blieb für das Bauwerk nur ein schmaler Streifen an der Westseite.

Das Gebäude öffnet sich im Bereich des Großraumbüros raumhoch nach Osten, die Westfassade bleibt dagegen eher geschlossen. (Bilder: Stefan Müller-Naumann)

Die gesamte Tragkonstruktion, die abgehängte Decke, die Fassadenunterkonstruktion sowie alle Fensterelemente bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holz und Holzwerkstoffplatten. Die Fenster- und Türelemente sind aus Gründen des konstruktiven Holzschutzes mit Aluminiumdeckleisten versehen. Aus der Nord-Süd-Ausrichtung des Riegels ergibt sich eine starke Sonneneinstrahlung von Osten und Westen. Der begegnen die Planer von Pätzold + Schmid Architekten zunächst ebenfalls konstruktiv: Als äußerer Sonnenschutz dient ein großer Dachüberstand, der die Wärmelasten verringern soll. An der äußeren Kante des Dachüberstands befindet sich zusätzlich ein flexibler, senkrechter Sonnenschutz, mit dem bei Bedarf der Weg für die Sonnenstrahlen nahezu komplett verschlossen werden kann. Innen dann war ursprünglich eine betonkernaktivierte Bodenplatte vorgesehen, die ebenfalls der Kühlung bedient hätte. Die tatsächliche Temperatur an heißen Tagen entspricht Messungen zufolge jedoch noch den Behaglichkeitsanforderungen. Die innere wie äußere Bleuchtungsanlagen sind mit LED bestückt und über Lichtsensoren gesteuert.
 

Der Dachüberstand generiert eine Art Pufferzone zwischen dem außenliegenden Sonnenschutz und der Glasfassade. (Bild: Stefan Müller-Naumann)

Die restliche Hüllfläche des Gebäudes gibt sich – bis auf wenige, kleinere Lochfenster in der Westfassade – eher geschlossen. Mit Blick auf die geringe Nutzungsdauer des Gebäudes, aber auch auf die Rezyklierbarkeit wurde die Fassade als hinterlüftete OSB-Fassade geplant. Die Platten sind dann mit einer Fluorpolyolefinfolie versehen, im Prinzip eine Dachdichtungsbahn, deren Oberfläche so gehärtet ist, dass Sprayerlack etwa einfach abgespült werden kann. Die Folie kann beim Rückbau sogar sortenrein vom Untergrund getrennt und in den Wertstoffkreislauf zurückgegeben werden. Das Dach schließlich ist extensiv begrünt, womit Bauherren wie Architekten einen kleinen Ausgleich für die ansonsten großen Asphaltflächen erzeugen wollen.

Pätzold + Schmid Architekten erzeugen durch die Fensterfassade und die Materialität einen starken Bezug zwischen innen und außen. (Bild: Stefan Müller-Naumann)
Das Moodboard zeigt die unaufgeregte und stimmige Zusammenstellung der Farben und Materialien im Gebäude. (Bild: Stefan Müller-Naumann)
Lageplan (Quelle: Pätzold + Schmid Architekten)
Grundriss (Quelle: Pätzold + Schmid Architekten)
Querschnitt (Quelle: Pätzold + Schmid Architekten)
Fassadendetail (Quelle: Pätzold + Schmid Architekten)
Beim Bau noch gut zu sehen: Die Hülle besteht zu großen Teilen eigentlich aus OSB-Platten, die später mit Fluorpolyolefinfolie verkleidet wurden. (Bild: Stefan Müller-Naumann)

Projekt
Neubau BMW LKW-Logistik-Administration
München, DE

Architektur
Pätzold + Schmid Architekten PartGmbB
München, DE

Hersteller
OSB-Platten: Egger
Wärmedämmung: Isover/Jakodur
Sonnenschutz: Hella
Fassade Wachschutz: Alucobond
Akustikdecke: Heradesign (Knauf)
Linoleum: DLW
Holz-Pfosten-Riegel-Verglasung mit Metallprofilen: Raico

Bauherr
BMW AG
München, DE

Verkehrsplanung
IB Krombach
München, DE

ELT-Planung
IB Pro-Elektroplan
Ottobrunn-Riemerling, DE

HLS-Planung
IB Frieser-Uhlrich
Ottobrunn, DE

Landschaftsarchitektur
Heide-Marie Eitner Landschaftsarchitekten
München, DE

Fertigstellung
2016

Fotografie
Stefan Müller-Naumann


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