Wachstumsprozess

ATP architekten ingenieure
1. mayo 2020
Foto: ATP / Olaf Becker
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Es sollte ein Bürogebäude mit einem hohen Mass an Flexibilität entstehen. Wir haben eine V-förmige, massive Fassadenstruktur entwickelt, die zusammen mit den Erschließungstürmen das Tragwerk bildet. Dies ermöglicht stützenfreie Innenräume und die Umsetzung eines Open-Office-Konzepts. Die Räumlichkeiten können ohne weiteres an immer neue Anforderungen angepasst werden.

Eine weitere Besonderheit des Gebäudes ist die Erfüllung der Kriterien des internationalen WELL Building Standards für Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Die Zentrale von Markas ist das erste Gebäude Italiens, das Gold-Status erreicht. Möglich wurde das unter anderem durch die offenen Treppen und Lufträume, die alle Büroebenen miteinander verbinden und eine attraktive Erschließung jenseits der Aufzüge schaffen, welche die Nutzer*innen einlädt, zu Fuß zu gehen. Ebenfalls zur angenehmen Arbeitsumgebung tragen ein intensiv begrüntes Gartengeschoss sowie ein Wasserbecken, das zur adiabaten Kühlung genutzt wird, bei.

Bemerkenswert ist schließlich auch, dass momentan nur die obersten Geschosse als Büros genutzt werden und voll ausgebaut sind. Für den Fall eines erhöhten Raumbedarfs in der Zukunft, kann das Gebäude nach unten »mitwachsen«.

Foto: ATP / Olaf Becker
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?


Unsere Grundidee war, die maximal zulässige Bauhöhe von 40 Metern sowie die insgesamt mögliche Kubatur im Entwurf mitzudenken, trotzdem aber noch Reserven für spätere Erweiterungen zu erhalten.

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Das Gebäude befindet sich am Rande der Bozner Innenstadt. Wir finden, es ist ein städtebauliches Highlight, denn es bietet an zentraler Lage – anders als vielleicht erwartet – viele Grün- und Wasserflächen sowie eine wunderschöne Aussicht auf die Umgebung aus submediterraner Kulturlandschaft und alpiner Bergwelt. Eine besondere Rolle beim Entwurf spielte auch das Klima. Bereits in der frühen Planungsphase musste ein großes Augenmerk auf Brandschutz, Kältebrücken und statische Bewegungen gelegt werden. Schließlich kann in Bozen die Außentemperatur zwischen Sommer und Winter um bis zu 50 Grad schwanken.

Foto: ATP / Olaf Becker
Foto: ATP / Olaf Becker
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Um allen Bedürfnissen gerecht zu werden, wurden die Mitarbeiter*innen – und somit die künftigen Nutzer*innen – aktiv in den Planungsprozess einbezogen. In internen Arbeitsgruppen wurden gemeinsam unterschiedlichste Aspekte der Gebäudenutzung besprochen und entwickelt – bis hin zur Gestaltung der verschiedenen Funktionszonen der Arbeitsplätze. Durch die integrale Planung mit BIM hatten alle Projektbeteiligten die Möglichkeit, in Echtzeit auf sämtliche Planungsdokumente zuzugreifen – auch der Bauherr. Dadurch konnte das Gebäude erlebbar gemacht werden, und es war leichter, individuelle Wünsche umzusetzen. 

Foto: ATP / Olaf Becker
Foto: ATP / Olaf Becker
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten ein?


Als eines der höchsten Gebäude Bozens ist das Headquarter auch wegen der charakteristischen Fassadengestaltung ein Eyecatcher. Für Reisende auf der Brennerautobahn ist es weithin sichtbar. Dennoch entspricht es dem strengen Korsett der städtebaulichen Vorschriften und den strikten Vorgaben des Bebauungsplans. Dieses Austarieren verschiedener, bisweilen widersprüchlicher Anforderungen kennzeichnet viele unserer Projekte.

Foto: ATP / Olaf Becker
Foto: ATP / Olaf Becker
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Die Qualität des Sichtbetons ist herausragend. Wir haben einen leicht dunkel eingefärbten SCC-Beton verwendet, der in speziell konfektionierte Stahlschalungen gegossen wurde. Dies führte zu einem attraktiven Wechselspiel aus sehr glatten, homogenen Oberflächen und exakten, scharfen Kanten. Besonders in den Gebäudeecken wird dadurch die skulpturale Anmutung der Verschneidungen von Stützen und Trägern sehr gut wahrnehmbar.

Schwarzplan
Grundriss Erdgeschoss
Schnitt
Name des Bauwerks
Markas Headquarter 
 
Standort
Schlachthofstraße 61, 39100 Bozen
 
Nutzung
Bürogebäude
 
Auftragsart
Geladener Realisierungswettbewerb
 
Bauherrschaft
Markas GmbH, Bozen
 
Architektur
Integrale Planung: ATP architekten ingenieure
Gesamtprojektleitung: Hans Kotek, Stefan Köll
Head of Design: Paul Ohnmacht
 
Fachplaner
Bauingenieur: KTB – Kauer Ingenieure GmbH, Bozen 
Lichtplaner: Bartenbach GmbH, Aldrans
 
Bauleitung
Baubüro, Bozen
 
Jahr der Fertigstellung
2019
 
Energiestandard
Klimahaus-A-Zertifizierung (Südtirol)
 
Auszeichnung
Gold-Zertifizierung WELL Building Standard
 
Fotos
ATP / Olaf Becker

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