Zukunftsfähig und klimaschonend bauen: Häuser als Materiallager

Ulf Meyer
17. junio 2021
Das Schweizer baubüro in situ beschäftigt sich intensiv mit der Wiederverwendung von Baustoffen und -produkten. Die Aufnahme zeigt den Werkhof Binz in Zürich, den das Team gestaltet hat. (Foto: Martin Zeller)

Die Endlichkeit vieler Material- und Energieressourcen, die allmählich allen bewusst wird, stellt das Bauwesen vor neue Herausforderungen. Zwar funktioniert unser Wirtschaftssystem derzeit noch immer vorwiegend »linear« – Rohstoffe werden abgebaut, verwendet und schließlich zu Abfall –, doch muss sich das alsbald ändern, streben wir eine zukunftsfähige und umweltfreundliche Baukultur an. Aktuell präsentiert das Haus der Architektur (HDA) in Graz darum in einer Ausstellung zum Thema »Material Loops« Studien und Beispiele von Umnutzungen und Systemkreisläufen, die durch große architektonische Qualität überzeugen und Vorbildcharakter haben. Die Schau kann noch bis zum 4. Juli dieses Jahres besucht werden.

Der Wikado-Spielplatz in Rotterdam von Superuse Studios; Jos de Krieger wird aus den Niederlanden anreisen, um an einer internationalen Konferenz im Rahmen der Schau teilzunehmen. (Foto: Allard van der Hoek)

Ein Fokus der Ausstellung liegt auf der sogenannten Circular Economy. Mit diesem Begriff werden Rohstoffkreisläufe bezeichnet, innerhalb derer Materialien nach der ersten Nutzung wiederverwendet werden. In Städten könnte die Bauwirtschaft zum Beispiel durch Urban Mining oder Harvesting klimafreundlicher werden. Doch damit dies gelingen kann, sind neben der Initiative aller am Bau Beteiligten auch neue Gesetze erforderlich, die die Kreislaufwirtschaft fördern und vor allem Fragen der Gewährleistung regeln.

Blick in die Ausstellung »Material Loops« des HDA (Foto: Thomas Raggam)
Konferenz mit internationalen Gästen

Zum Finale der Ausstellung hat das HDA-Team für den 2. Juli eine Konferenz organisiert, bei der Expert*innen aus der Baubranche aufeinandertreffen werden. Von 9.30 bis 16.50 Uhr sollen sie über das Thema Kreislaufwirtschaft diskutieren. Die Kooperationsveranstaltung des HDA und des Kunsthauses Graz wird aus Vorträgen und Diskussionsrunden bestehen. Als Referenten sind drei Männer aus Deutschland eingeladen: Der weithin bekannte Ingenieur Werner Sobek aus Stuttgart, Jan Wurm aus Berlin, der den Forschungsbereich des Büros Arup leitet, und der Hamburger Verfahrenstechniker Michael Braungart, der ein ausgewiesener Experte für das sogenannte Cradle-to-Cradle-Prinzip ist.

Werner Sobeks Inputvortrag wird den Titel »Mit weniger Material …« tragen. Kommentieren sollen ihn im Zuge einer anschließenden Diskussionsrunde Kerstin Müller vom baubüro in situ aus der Schweiz, Arne Hansen vom deutschen Büro Cityförster und Thomas Romm von BauKarussell aus Wien. Roger Riewe von der TU Graz wird hernach außerdem vom Workshop house remixed berichten.

Der Vortrag von Jan Wurm mit dem Titel »Building with the Biosphere« wird von Andrea Kessler von materialnomaden aus Wien, dem Niederländer Jos de Krieger von Superuse Studios aus Amsterdam, Oliver Seidel von Cityförster und Markus Krauss von Transsolar aus Stuttgart kommentiert. Und zum Abschluss spricht Michael Braungart über das Cradle-to-Cradle-Prinzip.

Foto: Thomas Raggam
Wer die Konferenz besuchen möchte, muss sich bis zum 30. Juni anmelden. Auf der Website des HDA finden Sie detaillierte Informationen zum Programm und den Schutzmaßnahmen, die gegen das Coronavirus ergriffen werden. Der Anlass findet im Space 04 des Kunsthauses Graz (Mariahilferstraße 2, 8020 Graz) statt. Beide Häuser kooperieren für den Anlass.

Otros artículos de esta categoría