Das Potenzial des Vertikalen

PSLA Architekten
7. avril 2023
Foto: Simone Bossi
Frau Pschill, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Wir haben versucht, ein Gegenmodell zum Einfamilienhaus auf der grünen Wiese zu entwickeln. Unser Haus steht mitten in der gewachsenen Altstadt Wiens. Wir haben sämtliche architektonischen Bestandteile eines Einfamilienhauses übernommen, deterritorialisiert und dann so transformiert, dass eine neuartige qualitätsvolle und dichte Wohnform entstanden ist.

Foto: Simone Bossi
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


Die Ruine als eine Formel, wie man das Gebaute und das Ungebaute in eine kohärente Form gießen kann: Wie lässt sich der Garten als innerer Bestandteil des Hauses denken?

Wie hat der Ort den Entwurf geprägt?


Wiens Innenhöfe sind oft kleinteilige und lebenswerte Oasen. Sie sind eine Art Modifizierung des anonymisierten Lebens mitten im Stadtraum. Unser Haus steht in einem solchen Hof und entwickelt sich entlang einer 70 Meter langen Feuermauer. Diese Situation war maßgebend für unsere typologische Neuordnung des Begriffs Stadthaus.

Foto: Simone Bossi
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten Ihres Büros ein?


Bei diesem Projekt mit einer bebauten Fläche von nur 4 Metern Breite und 24 Metern Länge mussten wir das gesamte Potenzial des Vertikalen ausschöpfen. 16 verschiedene Raumhöhen, 12 verschiedene Höhenkoten, 11 Terrassen auf unterschiedlichen Höhen und 18 zueinander versetzte »Hochhäuser« schaffen Verschränkungen mit dem Außenraum und innerhalb des Hauses selbst. Sie gliedern und öffnen die Räume zum Hof hin. Trotz seiner kleinen Größe ist das Haus ein gebautes Manifest unseres Büros. 

Foto: Simone Bossi
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Die Baukunst spiegelt dank ihres Vermögens, einfühlsam zu sein, automatisch eine große Bandbreite von Aktualitäten und Tendenzen wider; unser großes Bemühen besteht aber in diesem Zusammenhang schon auch darin, dass sich weder das fertiggestellte Gebäude noch die Reflexion darüber nur auf die eine oder andere Realität reduzieren lassen.

Lageplan (© PSLA Architekten)
Grundrisse von unten nach oben: Erdgeschoss bis Dachterrasse (© PSLA Architekten)
Schnitte (© PSLA Architekten)
Bauwerk 
Stadthaus Neubaugasse
 
Standort
Neubaugasse, 1070 Wien
 
Nutzung
Einfamilienhaus
 
Auftragsart
Direktbeauftragung
 
Bauherrschaft
Privat
 
Architektur
PSLA Architekten ZT GmbH, Wien
Lilli Pschill, Ali Seghatoleslami, Alexander Garber und Roland Basista
 
Fachplaner 
Tragwerk: Triax ZT GmbH
Bauphysik: k2 Bauphysik
 
Fertigstellung
2022
 
Gebäudevolumen
807 m³
 
Energiestandard
Niedrigstenergiehaus
 
Auszeichnung
gebaut 21 (Architekturpreis der Stadt Wien)
 
Fotos
Simone Bossi

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