»Schöne Aussichten«

Wohnhaus und Jugendclub – geht nicht? Geht doch!

ASAP
29. novembre 2019
Ansicht vom Helmut-Zilk-Park (Foto: tschinkersten fotografie)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Eine Herausforderung war die Vereinbarkeit eines Wohngebäudes und des großen Jugendclubs »spacelab« mit etwa 800 Quadratmetern Nutzfläche, 50 Jugendlichen und circa 12 Coaches. Bewohner*innen und Jugendliche brauchen jeweils Raum für sich, und doch sollten sie auch die Möglichkeit bekommen, miteinander zu leben. Denn nur so können Vorurteile abgebaut werden beziehungsweise entstehen gar nicht erst. Ein zusammen genutzter Hof mit großen Grünflächen, Hochbeeten, einem Gemeinschaftsraum mit Küche und einer überdachten Holzterrasse hilft dabei. In dem großen Durchgang, der so charakteristisch für die Anlage ist, ist derzeit ein Graffiti, gestaltet von den Jugendlichen, in Planung. Auch soll hier noch eine Fahrradservicestation entstehen, betreut von »spacelab«. 

Ein getrennter Eingang, ein Werkhof, die Orientierung eines großen offenen Raumes von »spacelab« zum Park sowie die angesprochene gemeinschaftliche Nutzung des Hofs helfen, den unterschiedlichen Bedürfnissen Rechnung zu tragen und ein starkes Gemeinschaftsgefühl zu stiften.

Ansicht von der Maria-Lassnig-Straße (Foto: tschinkersten fotografie)
Laubengang mit »Balkon-Plus Bereich« (Foto: tschinkersten fotografie)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Zum Beispiel die Wiener Wohnhöfe; wir konnten aufgrund der Widmung den Baukörper so gestalten, dass ein großzügiger Hof zum angrenzenden Park entsteht, der den Lärm der Güterzüge, die gleich nebenan quietschend vorüberfahren, gerade bei Nacht draußen hält.

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?

Er hat uns die Möglichkeit gegeben, den Wohnungen weite Ausblicke zu verschaffen. So entstand auch der Titel des Projekts: »Schöne Aussichten«. Die überwiegende Mehrheit der Wohnungen hat alle Zimmer nach Südwest zum wunderbaren Helmut-Zilk-Park ausgerichtet; viel Sonnenlicht strömt so herein. Vom Laubengang parallel zu den Gleisen reicht der Blick vom Kahlenberg bis nach Schwechat. 

Im Jugendclub »spacelab« (Foto: tschinkersten fotografie)
Werkhof Jugendclub (Foto: tschinkersten fotografie)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?

Die Bauherrin EBG war im Planungsprozess sehr offen und hatte keine Angst, einen großen Jugendclub als Nutzer zuzulassen. Durch die frühzeitige Einbindung von »spacelab« und den offenen Dialog aller am Bau- und Planungsprozess Beteiligten war der produktive Austausch sehr erfolgreich. 

Eine große Herausforderung war auch der enorme Kostendruck, der derzeit – gerade auch in Wien – auf dem geförderten Wohnbau lastet. Ziel war es, gemeinsam Lösungen zu finden, die trotzdem qualitätsvolles gemeinschaftliches Wohnen ermöglichen – wie zum Beispiel die »Balkon-plus Bereiche« am Laubengang. Diese können von den Bewohner*innen als Fahrrad- oder Kinderwagenabstellplatz genutzt werden, aber auch als erweiterte halböffentliche Zone. 

Fassade zur Eva-Zilcher-Gasse (Foto: tschinkersten fotografie)
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?

Der charakteristische Durchbruch im Volumen ist einem alten Kanal aus dem Jahr 1870 geschuldet; dieser Bereich durfte nicht bebaut werden. Das haben wir genutzt, um einen Durchgang zu schaffen, der nun auch als Verbindung zum Park dient. 

Blick in den Hof (Foto: tschinkersten fotografie)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Die großen Auskragungen der Stahlbetonwände tragen die hofseitigen Balkone und dienen gleichzeitig als Sichtschutz zwischen ihnen. Jene gliedern die Hoffassade rhythmisch. Die massiven Bauteile sind gleichzeitig ein guter Schallschutz, sodass man auch ruhig schlafen kann, wenn nebenan noch die Sommernacht genossen wird. 

Toben auf der Gemeinschaftsterrasse mit Sonnendeck (Foto: tschinkersten fotografie)
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Grundrisse 1. und 2. Obergeschoss
Längsschnitt
Querschnitt
Name des Bauwerks Schöne Aussichten
Ort Maria-Lassnig-Straße 38-40, 1100 Wien
Nutzung mehrgeschossiger geförderter Wohnbau mit Jugendclub
Auftragsart Bauträgerwettbewerb Wien
Bauherrschaft Gemeinnützige Ein- und Mehrfamilienhäuser Baugenossenschaft EBG
Architektur ASAP Hoog Pitro Sammer
Jahr der Fertigstellung 2019
Maßgeblich beteiligte Unternehmer Strabag als GU
Fotos tschinkersten fotografie

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