Dieser Turm wächst nach

Ulf Meyer
13. février 2020
Foto: cetus Baudevelopment / kito

Die ersten Büro-Mieter ziehen gerade ein, ein Hörgeräte-Akustiker, ein Fitnesscenter und eine Bäckerei folgen im März dieses Jahres. Und im Sommer dann eröffnet ein Hotel mit 119 Zimmern und 24 möblierten Apartments im 15. Obergeschoss des neuen, »HoHo« genannten Holzhochhauses in Wien-Aspern. Der Turm hat 24 Stockwerke und ragt 84 Meter hoch auf. Entworfen wurde er vom Architekturbüro RLP Rüdiger Lainer + Partner aus Wien. Das Gebäude ist eine kleine Sensation, denn die technischen Möglichkeiten erlauben heute erstmals, Holz auch im Hochhausbau einzusetzen. Neben Wien werden derzeit auch in Norwegen, Kanada und andernorts Holzhochhäuser geplant und gebaut. Holz als tragendes Material für den städtischen Geschossbau ist seit den 1990er-Jahren ein erblühendes Sujet der zeitgenössischen Architektur. Holzbau bietet wirtschaftliche und ökologischen Vorteile – wenn das Bausystem einfach gehalten wird. Und die Atmosphäre im Innenraum kann besonders angenehm sein, wenn es gelingt, die Oberflächen sichtbar zu belassen.

Foto: cetus Baudevelopment / kito

Wände, Stützen und Decken des »HoHo«-Turmes bestehen aus Fichte. Die Fassade des niedrigen Gebäudeteils (»HoHo Next«) ist hingegen aus Lärche, die nachdunkeln wird. Beim Turm gibt es die Lärchenschalung bei den ersten beiden Geschossen, ab dem dritten wurden Faserzementplatten vorgehängt. 

Für Hochhäuser der Schadensfolgeklasse CC3 werden strenge Anforderungen an die Robustheit vorgegeben. Eine Regel besagt, dass bei Entfall einer Holzstütze (bei einem Erdbeben beispielsweise) das Tragwerk nicht versagen darf. Dies konnte durch einen am Deckenrand angeordneten Unterzug als Durchlaufträger erreicht werden, welcher mit horizontalen und vertikalen Zugverankerungen die anschließenden Bauteile kraftschlüssig verbindet – über eingeklebte Bewehrungsstäbe bei den Holzstützen und über Klappbügelanschlüsse bei den Deckenelementen. 

In Österreichs Wäldern wachsen jährlich 30 Millionen Kubikmeter Holz, von denen etwa 26 Millionen genutzt werden. Das verwendete Holz des »HoHo Wien« ist dort in nur einer Stunde und 17 Minuten nachgewachsen. 

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