Zum Tod von Yona Friedman

Manuel Pestalozzi
26. février 2020
Yona Friedman während eines Interviews für das Louisiana Museum of Modern Art im Jahr 2017 (Screenshot via German-Architects.com)

Yona Friedman war ein Kosmopolit, der auf die Bedürfnisse von Menschen auf der ganzen Welt reagierte. Ein wichtiges Thema seiner Architektur war stets das Wohnen. Seine Gestaltungen waren zumeist experimentell, ja avantgardistisch, hatten jedoch immer den Menschen im Fokus. Friedman war allseits beliebt, geschätzt und bis zuletzt eine wichtige Stimme im internationalen Architekturdiskurs. 2018 wurde er in Wien mit dem Friedrich-Kiesler-Preis geehrt.

1923 in Budapest geboren, studierte er bei Konrad Wachsmann (1901–1980) in Haifa, Israel. Ein weiterer berühmter Konstrukteur, Jean Prouvé (1901–1984), holte ihn nach Frankreich, dessen Staatsbürgerschaft er später annahm. Architekturhistorisch betrachtet, war er dem Strukturalismus stark verbunden, der nach dem Zweiten Weltkrieg neue, umfassende Visionen der gebauten Umwelt hervorbrachte. Yona Friedman pflegte engen Kontakt zu vielen anderen Visionären seiner Zeit, darunter auch der niederländische Avantgardist Constant Nieuwenhuys (1920–2005), der für sein Projekt »New Babylon« bekannt ist. 1956 veröffentlichte Friedman auf dem X. Congrès International d'Architecture Moderne (CIAM) in Dubrovnik sein »Manifeste de l'Architecture Mobile«, ein kritischer Kommentar zum damaligen Credo in Design und Städtebau. Zwei Jahre später folgte die Gründung des Netzwerks Groupe d'Étude d'Architecture Mobile (GEAM), an dem sich auch andere »Leichtbauer« wie Frei Otto (1925–2015) beteiligten.

Yona Friedman entwarf scheinbar schwerelose Strukturen, die bis heute ungebrochen faszinieren. (Skizze von Yona Friedman im Buch »The Dilution of Architecture«, Park Books / Archizoom)

Der Idee des Leichtbaus – mitunter auch als Do-it-yourself-Initiative angedacht – blieb Yona Friedman bis am Schluss treu. 2016 konnte er in den Kensington Gardens in London zu den Serpentine Summer Houses beitragen. Seine Lehrtätigkeit führte ihn ans Massachusetts Institute of Technology sowie an die Ivy League-Universitäten Columbia, Harvard und Princeton. Ferner wirkte er als Berater der United Nations und der UNESCO. Zu seinem Vermächtnis zählen städteplanerische Modelle, theoretische Texte und auch Filme. Bedeutende Ausstellungen von ihm waren an mehreren Kunstbiennalen (etwa in Shanghai und Venedig) und der »documenta 11« in Kassel (2002) zu sehen, wobei Zeichnungen und Modelle präsentiert wurden. Friedman publizierte über 500 Artikel und mehrere Bücher. 2012 war seine »Genesis of a Vision« im Ausstellungsbereich Archizoom an der EPF Lausanne in der Schweiz zu sehen.

Wir müssen Abschied von einem großen Denker nehmen, für den Partizipation und Adaptierbarkeit immer im Fokus standen und dessen visionäre Gestaltungen von ungebrochener Relevanz sind.

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