Bibliothek mit Ausblick

Dietrich | Untertrifaller mit Christian Schmoelz Architekt
18. settembre 2020
Der ovale Pavillon ist als eigenständige, amorphe Form in den Park gesetzt. (Foto: Albrecht Imanuel Schnabel)
Wodurch zeichnet sich das Gebäude aus?


Eine Bibliothek sollte heute ein Ort des Austausches und der Begegnung sein. Uns war darüber hinaus wichtig, dass sie für generationenübergreifendes Lernen konzipiert ist. Sie soll das Lesen und die Sprachkompetenz, das Erkunden von digitalen Suchmethoden und neue Formen der Kommunikation fördern.

Der Zugangsweg führt direkt zum zweigeschossigen Atrium mit zentralem Oberlicht, in dem sich die zentrale Ausleihe befindet. Der Freihandbereich ist auf den beiden Ebenen in freier Aufstellung rund um das Atrium organisiert. Über eine einläufige Treppe gelangt man ins Untergeschoss, in dem sich unter anderem die Mediathek, die Spielothek sowie ein offener »Makerspace« befinden.

Insgesamt 1'200 Quadratmeter, die auf drei Ebenen verteilt sind, bieten genug Platz für bis zu 100'000 Bücher und Zeitschriften, gemütliche Ecken zum Lesen, Musikhören und Spielen sowie für Büros und Meetingräume. Die große, flexibel nutzbare Aula dient je nach Bedarf als Lesebereich oder Veranstaltungssaal für Lesungen, Buchpräsentationen und Filmvorführungen. Praktisches Detail: In der Treppenbrüstung im Erdgeschoss verbirgt sich eine Leinwand, die entsprechende Projektionstechnik ist gegenüber am anderen Ende der Aula untergebracht. Bei Bedarf kann das zentrale Oberlichtfenster verschattet werden.

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?


Neue Medien, die zunehmende Digitalisierung unseres Alltags sowie die damit verbundene Veränderung unserer gesamten Lese- und Kommunikationskultur haben dazu geführt, dass eine Bibliothek heute eine Art öffentliches Wohnzimmer ist, in dem neugierige Menschen zusammenkommen und sich mal zurückgezogen in die Materie vertiefen, mal miteinander ins Gespräch kommen können.

Die Stadtbibliothek schafft Platz für neue Medien, neue und zusätzliche Bildungsangebote und zahlreiche Veranstaltungen, die vor allem Kindern mehr Medienkompetenz vermitteln sollen. Für die unterschiedlichen Altersgruppen gibt es eigene Bereiche, aber auch Rückzugsmöglichkeiten, beispielsweise das Lesezimmer, in dem auch gemütlich geschmökert werden darf. In der Gaming-Zone können Kinder und Jugendliche ihre Freunde treffen und die neuesten elektronischen Spiele ausprobieren.

Die Jugendbibliothek »BI:JU« ist als lebendiger Treffpunkt konzipiert und bietet jungen Menschen ein breites Angebot zu den Themen Medien, Safer Internet und Auslandsaufenthalte. Sie können lernen, gemeinsam an Projekten arbeiten, Veranstaltungen besuchen oder selbst welche organisieren. Sie erhalten Unterstützung bei der Suche nach Informationen und bei Fragen zu Smartphone oder Tablet.

Ein Gitter aus 8'000 vorgefertigten Keramik-Elementen ist im Abstand von 70 Zentimetern vor die Glasfassade montiert. Vertikal und schräg angeordnet, erinnern die Ornamente an Bücher in Regalen. (Foto: Albrecht Imanuel Schnabel)
Der Zugangsweg führt direkt zum zweigeschossigen Atrium. (Foto: Albrecht Imanuel Schnabel)
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Der ovale Pavillon ist als eigenständige, amorphe Form in den Park gesetzt und steht in starkem Kontrast zu den rechtwinkligen Bauten der Umgebung. An den bestehenden »Trampelpfad« zwischen Schulgasse und Jahngasse erinnernd, durchquert der Zugangsweg das Gebäude, das dadurch zum öffentlichen Raum wird.

Der Freihandbereich ist auf zwei Ebenen in freier Aufstellung rund um das Atrium organisiert. (Foto: Albrecht Imanuel Schnabel)
Die Bibliothek ist eine Art öffentliches Wohnzimmer, in dem neugierige Menschen zusammenkommen können. (Foto: Albrecht Imanuel Schnabel)
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?


Je komplexer die Aufgabenstellung, desto höher die Empathie, mit der wir an diese herangehen. Dies gilt vor allem für unsere öffentlichen Gebäude. Für uns hat »Bauen im Kontext« eine große Bedeutung. Den Besucher_innen soll bewusst sein, dass sie sich an einem besonderen Ort, in einer besonderen Umgebung befinden. Wir glauben, dass es eine grundlegende Aufgabe für jedes öffentliche Gebäude ist, in alle Richtungen mit seiner Umgebung zu interagieren und das öffentliche Leben der Stadt zu bereichern.

Für Kinder und Jugendliche gibt es eigene Bereiche. (Foto: Albrecht Imanuel Schnabel)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Vor die Glasfassade des ovalen Pavillons ist ein Gitter aus 8'000 vorgefertigten Keramik-Elementen montiert. Vertikal und schräg angeordnet, erinnern die Ornamente an Bücher in Regalen. In der Nacht erzeugt das durch diese Art Sonnenschutz gefilterte Licht das Bild eines zum Park und zur Stadt hin offenen Raumes. Hinter dieser fixen Beschattung, die auch Energiekosten spart, liegt innen ein Kranz aus fächerartig angebrachten, raumhohen Holz-Aluminium-Fenstern mit Dreifach-Verglasung und zusätzlichen Lüftungsflügeln in Arbeitsräumen.

Abends gewährt die Keramikfassade dezente Einblicke in die Bibliothek. (Foto: Albrecht Imanuel Schnabel)
Grundriss Ebene 0
Grundriss Ebene 1
Schnitt
Name des Bauwerks
Stadtbibliothek Dornbirn 
 
Standort
Schulgasse 44, 6850 Dornbirn
 
Nutzung
Öffentliche Bibliothek
 
Auftragsart
Wettbewerb
 
Bauherrschaft
Stadt Dornbirn
 
Architektur
Dietrich | Untertrifaller Architekten, Bregenz, mit Christian Schmoelz Architekt, Röthis
Projektleiter: Peter Nussbaumer
 
Fachplaner
Statik: gbd, Dornbirn
Haustechnik: Messner, Dornbirn
Bauphysik: Weithas, Hard
Elektro: Hecht, Rankweil
Bodenmechanik: 3P Geotechnik, Bregenz 
Landschaft: Balliana Schubert, Zürich
 
Jahr der Fertigstellung
2019
 
Gesamtkosten
EUR 6,4 Mio. 
 
Gebäudevolumen
6'190 m3
 
Maßgeblich beteiligte Unternehmer
Baumeister: Wilhelm + Mayer Bau, Götzis und Rümmele Bau, Dornbirn 
Fassade: Möding Keramikfassaden, Marklhofen (Deutschland) und Spiegel Fassadenbau, Koblach 
Holz-Alu-Fenster und Portale: Böhler Fenster, Wolfurt
 
Auszeichnung
Derzeit nominiert für den »Hypo Bauherrenpreis 2020« und den »The Plan Award 2020« (Finalist)
 
Fotos
Albrecht Imanuel Schnabel, Rankweil

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