»Constructive Alps«: Der Liebling des Publikums steht in Tirol

Manuel Pestalozzi
27. 9月 2022
Die Falkenhütte bei Hinterriß in Tirol wurde saniert und erweitert. Die Umgestaltung der Anlage wurde mit dem dritten Preis ausgezeichnet und war zudem der Favorit des Publikums. (Foto: Architekturbüro Rainer Schmid)

Im Jahr 2010 zeichnete das Fürstentum Liechtenstein erstmals nachhaltige Neubauten und Sanierungen im ganzen Alpenraum aus. Auf dieser Idee aufbauend, wurde 2013 der Architekturpreis »Constructive Alps« entwickelt, den das Fürstentum und die Schweiz in dieser Form gerade zum bereits fünften Mal verliehen haben. 240 Projekte wurden in diesem Jahr insgesamt eingereicht, elf davon zeichnete die Jury schließlich aus. In ihrer Mitteilung zur Preisvergabe freuen sich die Preisrichter*innen besonders über den virtuosen Einsatz natürlicher Ressourcen durch die Architekt*innen sowie deren offensichtliche Wertschätzung für die Bautraditionen des Alpenraumes.

Bei der Sanierung und Erweiterung der Falkenhütte sei ländlichen Bautraditionen in besonderem Maße Rechnung getragen worden, urteilt die Jury. (Foto: Architekturbüro Rainer Schmid)
Im sanierten Teil der Anlage (Foto: Architekturbüro Rainer Schmid)
Foto: Architekturbüro Rainer Schmid

Der erste Preis ging in die Schweiz: Das Schulhaus Feld in Azmoos im Kanton St. Gallen, das 2020 nach den Plänen des jungen Büros Felgendreher Olfs Köchling gebaut wurde, überzeugte die Jury am meisten. Der unkonventionelle Holzbau des deutsch-schweizerischen Teams ersetzt das alte Schulhaus der Gemeinde, in dem vormals 80 Kinder den Unterricht besucht hatten. Der deutlich größere Neubau, der jedoch nur dieselbe Fläche beansprucht wie sein Vorgänger, bietet Platz für 200 Schüler*innen. Das Bauwerk überzeugt nicht nur mit seiner behaglichen Holzarchitektur, sondern auch mit schönen Begegnungsräumen und einer Photovoltaikanlage. Die neue Schule sei ökologisch und sozial nachhaltig, so die Jury. Im vorigen Jahr hat Johannes Olfs das Projekt übrigens im Rahmen der Rubrik »Bau der Woche« in unserem Schweizer Partnermagazin präsentiert und im Interview über den Entwurfsprozess gesprochen.

Den ersten Preis vergab die Jury für das Schulhaus Feld in Azmoos, das vom Büro Felgendreher Olfs Köchling gestaltet wurde. (Foto: Georg Aerni)
Das Holz für das neue Schulhaus in der Ostschweiz stammt aus der Region. (Foto: Georg Aerni)

Der zweite Preis ging heuer für einmal an gleich zwei Projekte: den Firmensitz des Heizungsspezialisten ÖkoFEN France im französischen Saint-Baldoph, das unweit von Chambéry liegt, und die Wohnüberbauung »Ghiringhelli« in Bellinzona, der Kantonshauptstadt des Tessins. Der Bau von ÖkoFEN France wurde vom Büro Atelier17c architectes aus Barraux entworfen. Seine tragende Konstruktion wie auch seine Gebäudehülle bestehen aus Massivholz. Mit dem Bauwerk wurde ein städtebaulicher Akzent am Übergang von der örtlichen Industriezone zu einem angrenzenden Feuchtgebiet gesetzt. Die Anlage überzeugt auch mit einem schönen baumbestandenen Innenhof. Der Wohnbau in der Südschweiz von Oxid Architektur wurde ebenfalls in Holzbauweise errichtet. Die Anlage verbindet in den Augen der Jury ökologische Anliegen mit einer qualitätsvollen Innenentwicklung sowie einem erschwinglichen Wohnraumangebot. Traditionelle Laubengänge schaffen attraktive Begegnungsräume. Yves Schihin stellte die Wohnüberbauung im Frühjahr in unserem Schweizer Partnermagazin vor.

Die Wohnüberbauung »Ghiringhelli« in Bellinzona im Schweizer Kanton Tessin teilt sich den zweiten Preis mit einem Gewerbebau in Savoyen. (Foto: René Dürr)

Der dritte Preis ging nach Österreich. Er wurde für die Sanierung und Erweiterung der 1923 errichteten Falkenhütte bei Hinterriß im Karwendel vergeben. Die Anlage mit dem Berggasthaus gliedert sich gut in die hochalpine Landschaft ein. Das Architektenteam um Rainer Schmid aus München hat die bestehenden Gebäudeteile erhalten und die neuen Anbauten auf das Vorhandene abgestimmt. Innen wie außen ergebe sich durch die zeitgemäße Ausstattung und die Verwendung von heimischen Materialien (Stein und Holz) ein harmonisches Ganzes, lobt die Jury. Man habe sich bei diesem Projekt bewusst an der Tradition des ländlichen Bauens orientiert. Die handwerkliche Qualität ist in besonderem Maße an den fein ausgearbeiteten Bau- und Ausstattungsdetails zu erkennen. Die Falkenhütte errang auch den Publikumspreis.

Ludescher+Lutz Architekten, Ernas Haus am Winderhof, Dornbirn, 2020 (Foto: Elmar Ludescher)
Foto: Elmar Ludescher
cs-architektur mit stijn nagels, Wohnüberbauung an der Friedrich-Inhauser-Straße, Salzburg, 2021 (Foto: Christof Reich)

Sieben weitere Projekte aus Österreich, der Schweiz, dem Fürstentum Liechtenstein, Italien und Slowenien erhielten im Rahmen von »Constructive Alps« jeweils eine Anerkennung. Aus österreichischer Sicht sind darunter das Projekt Ernas Haus am Winderhof in Dornbirn von Ludescher+Lutz Architekten und die Wohnüberbauung an der Friedrich-Inhauser-Straße in Salzburg von cs-architektur und stijn nagels. Elmar Ludescher und Philip Lutz haben ihr Studentenwohnheim mit Micro-Living-Einheiten kurz nach der Fertigstellung im Jahr 2020 im Rahmen unserer Rubrik »Bau der Woche« vorgestellt.

Die Bauten werden nun in einer Wanderausstellung präsentiert. Die ersten Stationen sind Slowenien, das Fürstentum und Berlin; weitere werden fortlaufend bekanntgegeben.

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