Das Burgenland würdigt seine Streckhöfe

Manuel Pestalozzi
27. 4月 2022
Die Tschardakenhof-Appartements in einem Streckhof in Lutzmannsburg wurde mit dem Sonderpreis für das beste Streckhof-Projekt ausgezeichnet. Das Foto zeigt Astrid Eisenkopf, die Stellvertreterin des Landeshauptmanns, die Bauherrin Patricia Oehner (Mitte) und Wolfgang Wallner, den Referatsleiter der Dorfentwicklung. (Foto: Landesmedienservice Burgenland)

 

Streckhöfe gibt es in vielen Regionen des deutschen Sprachraums. Die Typologie ist gekennzeichnet durch eng hintereinander gebaute Wohn-, Stall-, und Scheunentrakte. Häufig sind die Bauten im rechten Winkel zur Dorfstraße platziert und grenzen mit der Giebelseite des Wohnhauses an diese. Ein schmaler Hofraum erstreckt sich seitlich entlang der Abfolge der Nutzungstrakte und wird durch die Rückwand des nächsten Streckhofkomplexes begrenzt. Die Bautypologie ist besonders häufig in Grenzregionen zu finden, was zum Beispiel auf das Burgenland ebenso zutrifft wie auf die deutsche Eifel. Die Wände der Streckhöfe bestanden vielfach aus Lehm beziehungsweise waren aus Lehmsteinen gemauert.

Im Burgland möchte man die noch vorhanden Streckhöfe bewahren, denn sie sind ein wertvoller Teil des baukulturellen Erbes. Viele Anlagen sind zwischenzeitlich der modernen Baukultur zum Opfer gefallen. Mittlerweile aber würden die verbliebenen Komplexe eine gewisse Renaissance erleben, freut sich die burgenländische Landesregierung. Mehr und mehr Menschen würden den Wert und die hohe Qualität dieser Hofbauten als Wohnhäuser erkennen. 

Viele Streckhöfe werden mittlerweile landesweit liebevoll renoviert oder restauriert. Die Politik möchte diese begrüßenswerte Entwicklung weiter vorantreiben. Deshalb wurde eine Initiative zum Erhalt der Streckhöfe gestartet. Und Ende März wurde ein Sonderpreis an Menschen vergeben, die in den letzten Jahren herausragende Streckhof-Projekte umgesetzt haben. Es konnten Umbauten und Sanierungen eingereicht werden, die in den vergangenen 20 Jahren umgesetzt wurden.

 

Der mit einem Anerkennungspreis gewürdigte Streckhof in Unterpullendorf ist heute ein Ferienhaus. Das Foto zeigt den Bauherrn Walter Erdelitsch (links) mit Astrid Eisenkopf und Wolfgang Wallner. (Foto: Landesmedienservice Burgenland)

Den mit 1500 Euro dotierten Sonderpreis für das beste Streckhof-Projekt erhielt Patricia Oehner für ihre Tschardakenhof-Appartements in Lutzmannsburg. 2021 kaufte sie den Komplex, der zuvor ein Heimatmuseum war und seit 2013 unter Denkmalschutz steht. Die zum Erhalt und für die weitere wirtschaftliche Nutzung des denkmalgeschützten Streckhofs notwendigen Maßnahmen wurden unter Aufsicht des Bundesdenkmalamts durchgeführt und sahen den Einbau von fünf Ferienwohnungen vor. Die Arbeiten an dem altehrwürdigen Bauwerk umfassten die Restaurierung der denkmalgeschützten Fenster und Türen, die Schaffung neuer Fensteröffnungen und Eingänge, einen Durchbruch vom hinteren Wohnbereich zur Terrasse und den Einbau von zusätzlichen Bädern und Toiletten. Auch wurde die Außenfassade repariert, und neue Fußböden wurden verlegt. Die Haustechnik wurde modernisiert, und das Dach erhielt eine neue, bessere Dämmung. Am 26. September 2021, dem Tag des Denkmals, öffnete die nach der denkmalgeschützten Tschardake im Innenhof (pavillonartige Einrichtung zum Trocknen und Aufbewahren von Maiskolben) benannte Anlage zum ersten Mal ihre Tore.

Zwei weitere Anerkennungspreise, die mit je 500 Euro dotiert waren, gingen an Dr. Erwin Haitzmann für den Streckhof Großmutschen und Walter Erdelitsch für den Streckhof Unterpullendorf. Das Objekt in Unterpullendorf wird als Ferienhaus genutzt. Beim Hof in Großmutschen, der einst von zwei Familien bewirtschaftet wurde, wurden die Mauern mit Kalk- und Trassitmörtel saniert. Seine neuen Fenster und Türen aus Lärchenholz sind maßangefertigt und lediglich geölt. Auch die Eindeckung des Daches wurde komplett erneuert.

Wenn man sich mit diesem Preis auseinandersetzt, gewinnt man den Eindruck, dass das Potenzial der Typologie mit diesen ausgezeichneten Umnutzungen noch nicht vollständig dokumentiert ist. Die typische Bodennähe und die erzeugte Dichte könnte in Zukunft auch jenseits der Liebhaberei und der Freizeit für neue Orte des Arbeitens oder des sozialen Austauschs genutzt werden.

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