Für mehr Urbanität im Zentrum

Manuel Pestalozzi
17. 2月 2021
Arkaden, aufeinander abgestimmte Baumassen und ein durchdachtes Grünraumkonzept sollen mehr Urbanität ins Zentrum von Diepoldsau bringen. (Visualisierung: Architekten-Team Diepoldsau)

Diepoldsau befindet sich auf einer Art Insel; die Gemeinde liegt zwischen der Schlaufe des Alten Rheins, der Staatsgrenze zu Österreich und dem im späteren 19. Jahrhundert im Rahmen der Rheinregulierung geschaffenen neuen Bett des Flusses, das weiter westlich verläuft. Die Ortsdurchfahrt führt in beide Richtungen zu Anschlüssen an das österreichische beziehungsweise Schweizer Autobahnnetz. Zur politischen Gemeinde Diepoldsau zählt auch die Ortsgemeinde Schmitter im Norden dieser »Insel«.

Diepoldsau und Schmitter haben gemeinsam mit der Raiffeisenbank Diepoldsau-Schmitter eine Überbauungs- und Nutzungsstudie in Auftrag gegeben. Alle drei möchten im Zentrum der Gemeinde beidseits der Ortsdurchfahrt Bauprojekte realisieren: eine Erweiterung der bestehenden Schulanlage, einen Ersatz für das Restaurant und den Saal »Freihof« sowie ein neues Bankgebäude. Die Resultate der Studie sollen den beteiligten Bauherrschaften helfen, ihre Vorhaben zu konkretisieren. Sie wünschten, dass die geladenen Architekt*innen bei ihren Vorschlägen jeweils ein besonderes Augenmerk auf das Synergiepotenzial zwischen den Nutzer*innen legen sollten. Ein weiteres Ziel war es, eine Verbesserung für den Wartebereich der Bushaltestelle auf der Südseite des Areals zu finden.

Zur Teilnahme eingeladen wurden Carlos Martinez Architekten aus Berneck und das Architekten-Team Diepoldsau bestehend aus BB Architektur (Diepoldsau), Dominik Hutter Architekten (Heerbrugg), Baumschlager Hutter Partners (Heerbrugg u.a.), Ventira Architekten (Diepoldsau) und EMM Architekten (Hinterforst). Als drittes Team durften Clerici Müller & Partner Architekten (St.Gallen) einen Vorschlag unterbreiten. Die Studie des einheimischen Zusammenschlusses erfüllt die Anforderungen an die Entwicklung des Diepoldsauer Dorfzentrums in den Augen des Beurteilungsgremiums am besten. Das Projekt überzeugte die Jury durch die stimmige Anordnung der geplanten Neubauten und die geschaffenen Freiräume. 

Die durchdacht platzierten Neubauvolumen und Freiräume sollen eine ordnende Wirkung zeitigen. Für die Jury der Grund, den Vorschlag des Teams Diepoldsau weiterbearbeiten zu lassen. (Plan: Architekten-Team Diepoldsau)

Die ausgewählte Eingabe umfasst im Zentrum diverse »Rochaden«, welche auf eine straffere bauliche Ordnung hoffen lassen. Am Standort der heutigen Liegenschaft mit dem Restaurant »Freihof« und dem für die Gemeinde wichtigen Saal soll zukünftig das Gebäude der Raiffeisenbank stehen. Südlich der Ortsdurchfahrt, wo sich heute die Post befindet, ist ein »neuer Freihof« vorgesehen, ein fünfgeschossiges Gebäude mit Restaurant und einem Veranstaltungssaal mit bis zu 400 Sitzplätzen sowie zehn Wohnungen. Neben ihm, von der Straße etwas zurückversetzt, sieht das Projektteam ein zusätzliches Wohn- und Geschäftsgebäude vor. Hinter diesen beiden Volumen wiederum ordnen sie den Neubau des Schulhauses als Erweiterung des benachbarten Altbaus an. Arkaden an den Neubauten erweitern den Dorfplatz vor dem bestehenden Gemeindehaus nördlich der Ortsdurchfahrt. Dieser wird besser gefasst und Teil einer Freiraum-Achse, die aus einer Abfolge unterschiedlicher Platzsituationen bestehen soll.

Das Gewinnerteam darf sein Projekt in einem nächsten Schritt überarbeiten und dem Beurteilungsgremium überdies Ende April 2021 eine zusätzliche Variante präsentieren. In dieser soll geprüft werden, ob der vorgeschlagene Neubau mit Restaurant und Saal auch auf dem heutigen »Freihof«-Grundstück umsetzbar wäre – im Gegenzug könnte der Raiffeisen-Neubau auf der jetzigen Post-Liegenschaft Platz finden. Die Auftraggeber wollen zwischen mehreren Optionen auswählen können. Die Erkenntnisse aus der Überbauungs- und Nutzungsstudie sollen hernach für die weitere Projektentwicklung in einem Masterplan festgehalten werden.

Die künftige Raiffeisen-Filiale und der neue Saalbau stehen sich an der Ortsdurchfahrt diagonal gegenüber und begrenzen optisch den erweiterten Dorfplatz. (Visualisierung: Architekten-Team Diepoldsau)

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