Wer rettet Essens SANAA-Bau?

Manuel Pestalozzi
3. 10月 2020
Das Gebäude des japanischen Büros SANAA mit ungewissen Schicksal. (Foto: Myriam Thyes via Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)

Der monolithische Sichtbeton-Kubus steht an der Hauptzufahrt zur Weltkulturerbestätte Zeche Zollverein. An dieser Stelle sah der Masterplan von Rem Koolhaas beziehungsweise OMA einen städtebaulichen Anziehungspunkt vor. Entworfen wurde das Gebäude von der japanischen Architektin Kazuyo Sejima und ihrem Kollegen Ryue Nishizawa (SANAA) aus Tokio. Sie gewannen 2002 den Gestaltungswettbewerb.

Das Bauwerk wurde für die Privathochschule Zollverein School of Management and Design errichtet und 2006 eröffnet. Die Studierenden aber blieben aus, 2008 fand die »Abwicklung« der Hochschule statt. Seither ist die Folkwang Universität der Künste eingemietet. Da sich die Architektur für einen Lehrbetrieb als wenig geeignet erwies, finden jedoch nur sporadisch Veranstaltungen statt, so beispielsweise ein Gender-Kongress am 11. Februar dieses Jahres.

Auch in gebäudetechnischer Hinsicht ist der Bau vom Pech verfolgt. Für die Bauteilerwärmung in der massiven Konstruktion und die Heizung sollte 28 Grad warmes Wasser aus der Wasserhaltung der stillgelegten Bergbauschächte dienen. German Architects hat darüber berichtet. Im Zuge der Renaturierung des Flusses Emscher wurde aber 2015 bekannt, dass in den Schächten der Zeche Zollverein nur noch bis in diesem Jahr Grubenwasser abgepumpt werden soll. Danach versiegt diese Wärmequelle also.

2017 gab das nordrhein-westfälische Bauministerium bekannt, dass das SANAA-Gebäude stark sanierungsbedürftig ist. Der Beton sei verwittert, das Flachdach von Witterungseinflüssen in Mitleidenschaft gezogen. Wie Radio Essen jüngst berichtete, kann zudem der Dachgarten aufgrund von Mängeln nicht genutzt werden. Die Sanierungskosten werden aktuell auf rund fünf Millionen Euro geschätzt. Zudem hat der Bau mittlerweile einen schweren Stand: Vor zwei Jahren wurde er ins Schwarzbuch der Steuerverschwendung aufgenommen.

Seit vergangenem Jahr sucht das Ministerium nach einer Firma, die die Kosten für die Sanierung genau ausrechnet und ein Konzept dafür erstellt. Im ersten Anlauf habe sich keine einzige beworben, sagten die Verantwortlichen auf Anfrage von Radio Essen. Im zweiten Anlauf habe sich immerhin ein Unternehmen an die Aufgabe gewagt, sei aber kurz darauf schon wieder abgesprungen. Nun läuft der dritte Versuch. Die Sanierung verzögert sich auf unbestimmte Zeit. Doch bei aller Tristesse bleibt etwas Hoffnung: Das Gebäude steht auf einer Liste mit möglichen Standorten für ein neues Bundesfotozentrum. Hoffen wir also, dass es doch nicht endgültig zur Ruine verkommt.

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