Urbanes Wohnen und Stadtwildnis

BEHF Architects
10. april 2020
BEHF Architects haben vier Wohntürme entworfen, die sich nahtlos in die umgebende (Stadt-)Landschaft einpassen. (Foto © Rupert Steiner)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Wir haben mit dem Gebäudekomplex an der Vorgartenstraße 98–106 im 2. Wiener Gemeindebezirk ein hochwertiges Wohnquartier unter den Auflagen des »leistbaren Wohnens« geschaffen, das für städtebauliche Qualität ebenso wie für ein attraktives Wohnerlebnis in urbaner Dichte steht.

Unsere Anlage besteht aus vier unterschiedlichen Wohntürme, die eine Einheit bilden. Der höchste Bau hat acht Stockwerke. Die Abfolge von Hochpunkten und niedrigen Hofhäusern lockert das optische Erscheinungsbild auf. Ein Schwerpunkt unseres Konzepts lag zudem auf dem Ziel, die Entwicklung und Erhaltung von attraktiven Grünflächen und Freibereichen zwischen den Gebäuden umzusetzen.

Zwei Gebäude des Ensembles sind über ein gemeinsames Sockelgeschoss miteinander verbunden, die Kombination von Gemeinschaftszonen und Zugängen zu den Wohnungen erlaubt eine aktive Bespielung des Erdgeschosses. Das Portfolio der Wohneinheiten besteht neben Standardwohnungen auch aus Maisonettes, Patio Wohnungen und dreigeschossigen Town Houses. Neben dieser Vielfalt an Wohnungstypen besitzt jede Einheit einen Freiraum. Bodentiefe Fenster schaffen helle, freundliche Wohnräume und bieten einen Panoramablick auf Wien. Die Qualität der Gebäude spiegelt sich somit nicht nur optisch wider, sondern setzt sich auch in einer hohen Lebens- und Wohnqualität für die Bewohner*innen fort.

Die Anlage an der Vorgartenstraße 98–106 besteht aus vier Gebäuden unterschiedlicher Höhe. (Foto © Rupert Steiner)
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Das Gelände um den früheren Nordbahnhof ist zurzeit eines der größten Stadtentwicklungsgebiete Wiens. Die neu errichteten Baukörper ergänzen die aufstrebende Nachbarschaft rund um das Areal des ehemaligen Nordbahnhofs und bilden den Abschluss der Vorgartenstraße zum Grünraum der geplanten Stadtwildnis.

Die Anlage wurde im Juli 2019 fertig. Sie ist der erste Teil des städtebaulichen Masterplans »Freie Mitte – Vielseitiger Rand« von StudioVlayStreeruwitz. Ein zentrales Merkmal dessen ist die Entwicklung und Erhaltung attraktiver Grünflächen und Freibereiche zwischen den Gebäuden. 

Dank einer sorgfältigen Planung fügen sich die Wohngassen und die zentrale Grünzone »Freie Mitte« zwischen den Gebäuden nahtlos in die natürliche Landschaft und die nahegelegene Stadtwildnis ein. Der großzügige Vorbereich zur Vorgartenstraße interpretiert wiederum das Bild des traditionellen Vorgartens zeitgemäß durch eine Gliederung in kleinere Gärten.

Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?


Nein, denn das Projekt und seine Umsetzung wurden laufend von den Verfassern des städtebaulichen Leitbildes sowie den zur Qualitätssicherung von der Stadt eingesetzten Gremien unter der Aufsicht der MA 21 unter der Vorgabe, keine wesentlichen Abweichungen oder Änderungen vom Grundkonzept und den angestrebten Qualitäten zuzulassen, begleitet und bewertet.

Der höchste Turm hat acht Stockwerke. Hohe und niedrigere Bauten wechseln einander dynamisch ab. (Foto © Rupert Steiner)
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?


Wir geben uns Mühe, verschiedene Positionen zu verstehen und zu vertreten. Denn wir kämpfen nicht alleine um architektonische Qualitäten, sondern auch um deren Realisier- und Finanzierbarkeit. Wir entwerfen Wohnungen, die belastbar, haltbar und günstig im Betrieb sind. Im Wiener Wohnungsbau gibt eine traditionell hohe Qualität – auch weil es in der Stadt Wohnbauträger gibt, die Haltbarkeit, Leistbarkeit und günstigem Unterhalt verpflichtet sind.

Zu jedem Apartment gehört ein separater offener Raum in Form einer großzügigen Loggia oder eines privaten Gartens im Erdgeschoss. (Foto © Rupert Steiner)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Nachhaltige Stadtentwicklung ist eine komplexe Aufgabe, der wir mit Qualität in allen Bereichen begegnen möchten. Wir haben für die Vorgartenstraße daher einen architektonischen Ansatz konzipiert, der eine durchdachte städtebauliche Entwicklung ebenso gewährleistet wie eine hohe Lebens- und Wohnqualität für die Bewohner*innen. Das Konzept geht somit auch Hand in Hand mit dem Ziel der Stadt Wien, kompakte und leistbare Wohnungen zu schaffen.

Das Portfolio der Wohneinheiten umfasst neben Standardwohnungen auch aus Maisonettes, Patio Wohnungen und dreigeschossigen Town Houses. (Foto © Rupert Steiner)
Viele Wohnungen bietet einen schönen Panoramablick auf Wien. (Foto © Rupert Steiner)
In einer Patio Wohnung (Foto © Rupert Steiner)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Wesentliches Gestaltungsmerkmal der einzelnen Baukörper sind die Fassaden aus Klinkerziegeln, deren Materialität sich auf die Bahnhofsbauten des Nordbahnhofs bezieht und die Geschichte des Viertels weiterschreibt. Die Positionierung der Fenster, die als französische Fenster ausgeführt werden, wird von Bereich zu Bereich leicht variiert, sodass ein dynamisches Fassadenbild entsteht.

Blick auf die Stadtwildnis (Foto © Rupert Steiner)
Die Positionierung der Öffnungen, die als französische Fenster ausgeführt wurden, variiert, sodass ein dynamisches Fassadenbild entsteht. (Foto © Rupert Steiner)
Lageplan
Nordansicht
Name des Bauwerks
Wohnkomplex Vorgartenstraße 98–106
 
Ort
Vorgartenstraße 98–106, 1020 Wien
 
Auftragsart
Beauftragung unter Auflagen des Qualitätssicherungsbeirats und MA 21
 
Bauherrschaft
BUWOG Group GmbH
 
Architektur
BEHF Architects, Wien
Stephan Ferenczy (Büropartner), Rainer Repper (Projektleiter), Dirk Haid (Head of Design), Sanja Jelicic, Lisa Krois, Marius Nechvile, Katharina Seiringer, David Silhanek
 
Jahr der Fertigstellung
2019
 
Bruttogeschossfläche
22'058 m2
 
Wohnungen
168
 
Fotos
Rupert Steiner

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