Poetisch

Elias Baumgarten
7. juni 2019
Foto: Adolf Bereuter

Am Ende eines steilen Weges, der sich aus der Gemeinde Weiler empor schraubt, steht das Haus Summer von Markus Innauer und Sven Matt. Drei große, runde Fenster im Obergeschoss prägen den Bau. Er trägt im oberen Bereich ein Kleid aus Rundschindeln, während das Erdgeschoss eine Schirmschalung mit klarer Rasterung besitzt. Die Rundfenster weisen in je eine andere Himmelsrichtung und rahmen drei unterschiedliche Ausblicke: jenen auf den Berg, den ins Tal und den auf einen Baum im Garten. Die Architekten sprechen deshalb auch vom »Haus mit drei Augen«. Errichtet wurde das Gebäude mit charakteristischem Kreuzgiebel auf den Fundamenten eines alten Bauernhauses. Jenes wurde vor 50 Jahren aufgegeben und verfiel zusehends. Das neue Haus folgt genau den Abmessungen des Vorgängerbaus.

Foto: Adolf Bereuter

Das Haus Summer ist komplett unterkellert. Das Untergeschoss nimmt Technik- und Lagerräume, einen Hobbyraum sowie die Garage mit drei Stellplätzen auf. Im Erdgeschoss befinden sich Koch- und Essbereich mit direktem Zugang zur Terrasse und dem Garten, in dem ein Brunnen plätschert. Über eine schmale Stiege gelangt man von dort ins Wohnzimmer im Obergeschoss, dem Herz des Hauses. In dem großen Raum befinden sich Arbeits- und Wohnbereich, ein offener Kamin aus heimischem Sandstein und eine Bar. Geprägt wird das helle Zimmer durch die angesprochenen drei großen Rundfenster. Die Haupterschließung trennt den Wohnbereich indes von den Schlafbereichen der Eltern und Kinder, die sich im östlichen Gebäudeteil befinden. Die Innenräume werden bestimmt von Eichenholz. So besteht der Boden aus unbehandelter Eiche, die Möbel aus gebürsteter, gebeizter.

Foto: Adolf Bereuter
Foto: Adolf Bereuter

Erstellt wurde das Haus in Holzmischbauweise: Während das Erdgeschoss massiv ausgeführt wurde, handelt es sich beim Obergeschoss um einen konstruktiven Holzbau. Dieser wurde in Elementbauweise mit hohem Vorfertigungsgrad ausgeführt. Innauer-Matt knüpfen so bei den Bauernhäusern umher an, die aus Holz gebaut wurden.

Gerade mit Giebelform und Fassadengestaltung nehmen die Architekten Bezug regionale Landwirtschaftsbauten. Doch kopieren sie nicht, sondern leisten eine neue, zeitgemäße Interpretation. Mit seiner Formensprache und der Bezugnahme auf althergebrachte regionale Bauweisen weckt das Haus Summer Erinnerungen an das Haus am Deich des deutschen Architekten Thomas Kröger, das dieser ebenfalls im Jahr 2017, doch viele Kilometer weiter nördlich in Ostfriesland realisiert hat. Spannend zu spekulieren, ob die Architekten eine gemeinsame oder doch wenigstens ähnliche Haltung antreibt. Ihre Häuser lassen das zumindest vermuten.

Foto: Adolf Bereuter
 
 
 
Ort Weiler
Bauherrschaft Sonja und Thomas Summer
Architektur Innauer-Matt Architekten, Bezau
Bauleitung Paul Martin Projektmanagement, Feldkrich
Statik Marc Hämmerle, Bregenz
Bauphysik Günter Meusburger, Schwarzenberg
Grundstück 440 m2
Nutzfläche 613 m2
Jahr der Fertigstellung 2017
Fotos Adolf Bereuter, Dornbirn

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