Bayern verneigt sich vor einem Vorarlberger: Hermann Kaufmann erhält den Bayerischen Staatspreis für Architektur

Manuel Pestalozzi
25. november 2021
Dieses Jahr konnte Hermann Kaufmann mit seinem Team die Talstation der Nebelhornbahn in Oberstdorf fertigstellen. (Foto © Bruno Klomfar)

Mit dem Bayerischen Staatspreis für Architektur und dem Bayerischen Architekturpreis ehren die Bayerische Architektenkammer und die Bayerische Staatsregierung seit 2007 herausragende Architekt*innen. Und diesmal zeichnet unser deutsches Nachbarbundesland einen Österreicher aus: Professor Hermann Kaufmann. Kerstin Schreyer, die zuständige Staatsministerin, sagte in ihrer Laudatio, Kaufmann habe sich in besonderem Maße um die Weiterentwicklung des Baustoffs Holz verdient gemacht und mit seiner hervorragenden Arbeit den Grundstein für die breite Verwendung von Holz in Bayern gelegt. Kaufmanns Engagement sei außerdem, so die Ministerin weiter, ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.

Über 20 Jahre hatte Hermann Kaufmann den Lehrstuhl für Entwerfen und Holzbau an der Technischen Universität München inne. Viele junge Architekt*innen beeinflusste er als Lehrer ganz wesentlich. Er vermittelte ihnen sowohl Begeisterung für das traditionelle Handwerk als auch für die große Innovationskraft des Holzbaus. Mit seiner Arbeit hat er viele Städte und Gemeinden in Bayern geprägt. Zwei bekannte Beispiele sind sein Gipfelrestaurant auf dem Nebelhorn ob Oberstdorf im Oberallgäu und die Talstation der Seilbahn, die auf den Hausberg des Kurorts im südlichsten Winkel der Bundesrepublik führt. Die Bauwerke haben in der stark vom Tourismus abhängigen Region große Bedeutung. Von vielen geschätzt wird auch Kaufmanns Forschungsstation Friedrich N. Schwarz in Berchtesgaden für die TU München. Was alle Bauten eint, ist Kaufmanns Liebe zum Holz. »Es war schon so, dass man bislang [in Bayern] den Holzbau einfach vergessen hat. Man hat einfach das Material Holz vergessen, und das hab ich gemerkt«, erklärte er an der Preisverleihung der Presse. Er habe Bayerns »Aufholbedarf«, aber auch dessen Potenzial nutzen wollen. 

Außerdem ausgezeichnet wurde Münchens langjährige Stadtbaurätin Christiane Thalgott, die sich noch immer energisch in den Diskurs um Städtebau und Architektur einmischt. Mit dem Preis wird insbesondere Thalgotts unermüdliches Engagement für Architekturwettbewerbe und partizipative Planungsprozesse in Bayerns Landeshauptstadt gewürdigt. Während ihrer Amtszeit ließ sie sich durch Widerstände nie ausbremsen und verlor niemals ihren Willen zum Durchhalten. Weiterhin wurde auch eine herausragende Gestaltung gewürdigt: der Münchner Olympiapark.

Die Staatsministerin Kerstin Schreyer (links) gratulierte (von links nach rechts) Fritz Auer, Christiane Thalgott und Hermann Kaufmann. Sie erhielten den Bayerischen Staatspreis für Architektur respektive den Bayerischen Architekturpreis aus der Hand von Lydia Haack (rechts). Sie ist die Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer. (Foto © Tobias Hase)

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