»bis übermorgen« im Francisco Carolinum Linz – Laurids und Manfred Ortners Weg von Haus-Rucker-Co zu O&O Baukunst

Manuel Pestalozzi
30. juni 2022
Die 2022 von O&O Baukunst mit Josef Andraschko geschaffene Installation »Bergspitze« beruht auf einem Entwurf von Haus-Rucker-Co aus dem Jahr 1974. (Foto © OÖ Landes-Kultur GmbH, Michael Maritsch)

 

Laurids und Manfred Ortner gehören zu den prägendsten Figuren der jüngeren österreichischen Architekturgeschichte. 2020 erhielten sie darum den Großen Österreichischen Staatspreis für ihr Lebenswerk. Gemeinsam mit Günter Zamp Kelp, Klaus Pinter und Caroll Michels gründete Laurids Ortner 1967 Haus-Rucker-Co, eine der wichtigsten Avantgardegruppen des Landes, die auch international Bekanntheit erlangte. Ab 1970 verfügten die Avantgardisten über Studios in Düsseldorf und New York. 1971 kam auch Laurids Bruder Manfred hinzu. Bis heute wirkt die Arbeit der Gruppe in der österreichischen Architektur nach. Dies mag neben der Radikalität und der Experimentierfreude von Haus-Rucker-Co auch daran liegen, dass Themen vorweggenommen wurden, die heute brandaktuell sind, etwa die Umweltzerstörung.

1977 wurde die Haus-Rucker-Inc. aufgelöst. Klaus Pinter begann als freier Künstler zu arbeiten, und Caroll Michels wurde Journalistin. Zehn Jahre später gründeten Laurids und Manfred Ortner ein eigenes Architekturbüro, auch Günter Zamp Kelp machte sich als Architekt selbstständig. 1992 wurde Haus-Rucker-Co dann als Ganzes aufgelöst. Das Architekturbüro Ortner & Ortner wuchs beständig, und 2011 formte sich aus ihm das Büro O&O Baukunst mit den Partnern Roland Duda, Christian Heuchel, Florian Matzker und Markus Penell. 

Während Günter Zamp Kelp, Klaus Pinter und Caroll Michels heute bisweilen weniger Aufmerksamkeit erhalten, bleibt Haus-Rucker-Co in der Wahrnehmung vieler vor allem mit den Ortner-Brüdern verknüpft.

Die Installation »Passage« wurde 2022 in Zusammenarbeit mit Andreas Kargl nach einem Entwurf von Haus-Rucker-Co aus dem Jahr 1983 realisiert. (Foto © OÖ Landes-Kultur GmbH, Michael Maritsch)

Obschon Laurids und Manfred Ortner Haus-Rucker-Co beileibe nicht allein ausmachten, widmet der Verbund der Museen Oberösterreichs speziell ihrer Entwicklung von wilden Avantgardisten zu sehr erfolgreichen Architekten eine Ausstellung im Francisco Carolinum in Linz. Diese ist als Retrospektive konzipiert, auch wenn die Brüder nach wie vor arbeiten. Dementsprechend sind in der Schau zwar viele ältere Arbeiten zu sehen, aber eben auch aktuelle Installationen. 

Für die Ausstellung entwickelten die Brüder monumentale Objekte, die Motive und Themen aus den 1970er- und 1980er-Jahren aufnehmen, variieren und neu interpretieren. Dabei entstanden neue Werke am Schnittpunkt zwischen Architektur und Skulptur. Ergänzend illustrieren Modelle, Zeichnungen und großformatige Öl- und Pastellbilder ihre gestalterischen Ideen von damals, heute – und übermorgen. Zehn Modelle zeigen außerdem aktuelle Bauten von O&O Baukunst. Begleitet werden diese von großformatigen Kreidezeichnungen von Manfred Ortner.

Die Ausstellung ist noch bis zum 7. August dieses Jahres zu sehen.

O&O Baukunst mit Thomas Herzig, »Planetar«, 2022 (Foto © OÖ Landes-Kultur GmbH, Michael Maritsch)

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