Buwog-Neubau – umstrittene Eleganz

Ulf Meyer
18. maart 2021
Foto © Christoph Panzer

Der Weg bis zur Fertigstellung des Buwog-Neubaus in Wien war lang und steinig. Zuweilen hitzig wurde über die Gestaltung diskutiert: Zunächst wurde das Projekt als »Glaspalast« verspottet, dann war es den Kritikern zu voluminös. Der elegante Bau an der Rathausstraße im Stadtzentrum hat eine Rasterfassade, die von ihren Details und der Materialwahl lebt. Das Mezzanin und die Haupt- und Attikageschosse reagieren in ihren Höhen auf die Abstufungen Häuser aus der Gründerzeit in der unmittelbaren Umgebung. Das große Foyer ist mit dem Innenhof verbunden. In den Etagen darüber befinden sich Großraum- und Zellenbüros. Leicht versetzbare Trennwände halten die Aufteilung flexibel. Zum Innenhof hin sind Teeküchen, Besprechungskojen und Sitznischen platziert. Die Besprechungsräume haben die Architekt*innen an die Gebäudeecken geschoben. Die inneren Fenster der Doppelfassade lassen sich öffnen. 

Das Gebäude ist auf einen möglichst langen Lebenszyklus ausgerichtet und könnte bei Bedarf einfach umgebaut werden. Die großen Geschosshöhen und die attraktiven Räume sorgen für eine angenehme Arbeitsatmosphäre.

Foto © Christoph Panzer
Foto © Christoph Panzer

Das Volumen des Gebäudes orientiert sich, wie eingangs schon angedeutet, an den Baufluchten des Rathausviertels. Um Engstellen zu vermeiden, wurde der Fußgängerweg entlang des Baus um Arkaden erweitert. Die Gebäudeecken an der Auerspergstraße sind abgeschrägt – als Reaktion auf die knappe Verkehrsfläche dort. Die Freiflächen vor dem Haus wirken dank ihres Bodenbelags und der Sitzgelegenheiten wie ein städtischer Platz. 

Die Sockelzone nimmt die Höhen der Sockelgesimse der Nachbarbauten auf, die Traufhöhe der Regelgeschosse orientiert sich ebenfalls an den Häusern rundherum. Darüber liegen zwei Attikageschosse, die zur Mitte der Gebäudefronten hin jeweils um zwei Meter schräg nach innen geknickt wurden. Dieses Einspringen trägt unter anderem den Sichtachsen rund um das Grundstück Rechnung – etwa dem Verlauf der Josefstädterstraße und der Stadiongasse. Die nördliche Gebäudekante ist um vier Meter von der Bauflucht nach innen gerückt. Der Neubau orientiert sich auf diese Weise an der Kante des von Harry Glück entworfenen Rechenzentrums der Stadt Wien (1980) nebenan und der Blickachse zum Stephansdom. 

Foto © Christoph Panzer

Je zwei Stockwerke des Bürohauses sind durch die Fassadenordnung miteinander verbunden. Die erwähnte Doppelfassade besteht aus einer Prallscheibe außen und Fensterflügeln an der Innenseite. Der Zwischenraum wird über Einschnitte in Pfeilern und Balken belüftet. Die Konstruktion erinnert aufgrund der tiefen Laibung an die Kastenfenster alter Häuser. 

Das Tragwerk ist mit Edelstahlblechen verkleidet, deren Champagnerton zu den Farben der übrigen Fassaden im Quartier passt. Je nach Lichteinfall und Tageszeit sind die Bleche unterschiedlich reflektierend und wirken verschieden hell. Die Pfeiler der Hoffassade sind mit keramischen Platten verkleidet. Leuchten in den vertikalen Lüftungsschlitzen variieren das Erscheinungsbild des Hauses in der Dämmerung zusätzlich. 

Foto © Christoph Panzer

Der zentrale Raum ist das Foyer. Es verbindet den Eingangsbereich mit den Aufzügen. Die beiden Erschließungskerne liegen an den Stirnseiten des Lichthofs. Quer dazu sind ein Restaurant und das Kundenzentrum angeschlossen. Beide verfügen in Ausnutzung der großen Raumhöhen über eine Galerie. Im Sommer kann der Gastraum des Restaurants über Schiebefenster zur Rathausstraße hin erweitert werden. An der Westfassade wurde ein doppelstöckiger Saal für Konferenzen und Feiern angeordnet. Und vom Eingang an der Ecke Auerspergstraße / Stadiongasse aus wird schließlich ein Supermarkt im Untergeschoss erschlossen. 

Foto © Christoph Panzer

Klimax des neuen Buwog-Gebäudes ist jedoch die oberste Ebene: Auf dem Dach befindet sich eine Terrasse, von der aus man einen herrlichen Blick über Wien hat. Entgegen der harschen Kritik hat das neue Gebäude architektonisch etwas zu bieten.

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