Großer BDA-Preis 2020 geht nach Frankreich

Manuel Pestalozzi
28. oktober 2020
»Less is More«, der Leitsatz von Lacaton & Vassal, durchdringt ihre 2009 fertiggestellte Architekturschule von Nantes in Frankreich. (Foto: Manuel Pestalozzi)

Mit dem Großen BDA-Preis würdigt der Bund Deutscher Architekten alle drei Jahre bedeutende Leistungen oder ein außergewöhnliches Œuvre von Architekt*innen und Stadtplaner*innen aus Deutschland und dem Ausland. 1964 wurde der Preis zum ersten Mal vergeben – an Hans Scharoun. Später wurden unter anderen Ludwig Mies van der Rohe, Egon Eiermann, Günter Behnisch oder Oswald Mathias Ungers geehrt, Architekten also, die jeweils eine Epoche der Architekturgeschichte in besonderem Maße geprägt und begleitet haben.

Mit den 2000er-Jahren erfolgte eine Internationalisierung des Preises. Er strahlt deshalb umso weiter in die Architekturwelt hinaus. Der letzte Preisträger war 2017 Peter Zumthor. Und nun also Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal – die Jury würdige die beiden nicht nur für ein umfangreiches und innovatives gebautes Werk, sondern insbesondere auch für eine Haltung und eine Entwurfsmethodik, die sich in mehreren Aspekten grundlegend von der herkömmlichen Herangehensweise des Berufsstands unterscheide, hieß es zur Begründung. Die Jury, der auch Dr. Philip Ursprung, Professor für Kunst- und Architekturgeschichte am Institut gta der ETH Zürich, angehört, sieht im Wirken des Paars nicht nur ein Vorbild für klimagerechtes Bauen, es sei auch »beispielgebend für ein politisches Engineering in prekären sozialen Situationen«. Bauaufgaben, die sonst von der Auftraggeberseite rein ökonomisch diskutiert würden, begegneten sie mit ihrem »Less is more«-Ansatz und erzielten damit in wirtschaftlicher, ökologischer, sozialer und nicht zuletzt gestalterischer Hinsicht Ergebnisse von internationaler Wirkung. Ihre städtebaulichen Projekte und Wohnbauten seien herausragend.

Aufgrund der infolge der Pandemie beschränkten Reisemöglichkeiten gibt es beim Großen BDA-Preis für diesmal keine öffentliche Preisverleihung. Die Laudatio von Philip Ursprung wird in der Festschrift veröffentlicht, die im Dezember erscheint.

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