Rückzugsgefecht: Florian Pronold teilt weiter aus

Falk Jaeger
16. maart 2020
Florian Pronold, Parlamentarischer Staatssekretär BMU (Foto: BMU/Xander Heinl)

In Deutschland hat der Streit um die Besetzung des Direktorenpostens der Stiftung Bauakademie eine neue Wendung genommen: Der von 621 Unterzeichner*innen unterstützte offene Brief gegen die Berufung des SPD-Staatssekretärs Florian Pronold und das für ein kulturpolitisches Thema enorme Medienecho zeigten Wirkung. Florian Pronold zieht sich zurück. Freilich nicht auf stille, ehrenvolle Weise; vielmehr lamentiert der Politiker, teilt gegen seine »Gegner« weiter tüchtig aus und verlegt sich auf juristische Spiegelgefechte. Als Grund für seinen Rückzug führt er auf seiner Website an, das Karenzzeitgremium der Bundesregierung habe »die Empfehlung ausgesprochen«, dass er sein Amt frühestens zum 15. August 2020 antreten könne, »also dreieinhalb Monate später als geplant und ohne die Möglichkeit, mich vorher ehrenamtlich um den Aufbau der Stiftung zu kümmern«. Um einen erfolgreichen Start der Stiftung zu garantieren, »habe ich den Stiftungsrat deshalb gebeten, mich von meiner Bereitschaft, das Amt des Direktors auszuüben, zu entbinden«. Kann man jemanden von seiner Bereitschaft entbinden?

Ein Scheinargument natürlich, denn die Causa schwelt schon seit Monaten. Und was sind in Corona-Zeiten dreieinhalb Monate? Und wie lange wird es nun dauern, eine neue Kandidatin oder einen neuen Kandidaten zu finden? Er bedaure den öffentlichen Wirbel, den «interessierte Kreise» um seine Person veranstaltet hätten. In der Debatte sei es »zu keiner Zeit um Inhalte und Profil der Bauakademie« gegangen. Das ist falsch. Vor allem daran waren »interessierte Kreise« nämlich interessiert. Die Verschwörungstheorien (»Neid und Standesdünkel«) sind peinlich, weil der SPD-Mann sich so wichtig nimmt. Dabei richtet sich die Kritik nicht gegen Pronold, sondern gegen den Stiftungsrat und die versagende Berufungskommission.

Das Karenzzeitgremium hatte ihm eine Brücke gebaut, die hat er zerstört. Eine Weile gab es Grund zur Hoffnung, dass er seinen Rechtsstreit mit den Journalist*innen von frei04 um die Verbreitung des offenen Briefs beerdigen würde. Doch Pronold gibt seinen Rechtsanwälten die Sporen und teilt weiter aus. Selbst wenn er Recht bekäme, den Image-Schaden für seine eigene Reputation will er wohl nicht erkennen. Zum Glück fehlt es den freien Journalist*innen nicht an Crowdfunding-Unterstützung im anstehenden teuren Rechtsstreit.

Durch all den Pulverdampf scheint hindurch, dass er sich damit ein weiteres Mal als für den Job nicht qualifiziert erweist. Ein Job, der viel mit kultureller Kompetenz, visionärem Denken und vor allem mit Großzügigkeit, Empathie und Moderation unterschiedlichster Protagonist*innen zu tun hat. Da wäre ein kleinmütiger Jurist fehl am Platz.

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