Wenn Algorithmen helfen, Schalldämmpaneele zu entwerfen

Martina Metzner
19. november 2021
Foto © Vorhammer Computational Design
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Dass Parametrisches Design nur bei extravaganten Leuchtturmprojekten zum Einsatz kommt, ist falsch und eine Annahme, die auf Unkenntnis beruht. Längst werden Algorithmen in verschiedensten Industriezweigen genutzt, um alle möglichen Gestaltungs- und Konstruktionsaufgaben zu lösen. Das Kollektiv Vorhammer Computational Design um den Architekten Simon Vorhammer zum Beispiel nutzt sie, um individuelle Wandpaneele zu gestalten. Die Formen der Paneele werden parametrisch entworfen, also programmiert. Anschließend werden die Daten aus dem 3D-Modell direkt an eine CNC-Fräse geschickt, die Holzteile auf dieser Basis bearbeitet. Es ergeben sich Täler und Grate, die an Vogel- und Fischschwärme erinnern. Auch andere Reliefstrukturen wie Rauten sind möglich.

Die Wandpaneele haben durch ihr Relief eine schallstreuende Wirkung. Man kann sie außerdem mit absorbierenden Zusatzfunktionen aufrüsten. Jedes Paneel ist aus mehreren Schichten aufgebaut und wird durch einen auf der Rückseite umlaufenden Rahmen stabilisiert. Der Hohlraum, der dadurch entsteht, bietet Platz für akustische Dämmwolle. Lochperforation oder Mikroperforation lassen den Schall durchs Paneel dringen. Bei der Mikroperforation sind die vielen kleinen Löcher aus der Ferne weitgehend unsichtbar. Akustische Messungen zeigen, dass der Lochabsorber vor allem im unteren Frequenzbereich effektiv ist.

Foto © Vorhammer Computational Design

In der Kollektion »Formfelder« gibt es solitäre Wandpaneele und nahtlose Wandvertäfelungen. Die verschiedenen Formate lassen sich so kombinieren, dass die Struktur kontinuierlich verläuft. Es gibt vier Standardformate (120 auf 83 Zentimeter, 144 auf 100, 173 auf 120 sowie 112 auf 120), die Paneele können aber auch individuell dimensioniert werden. An der Wand hängen sie wie Bilder, doch auch Unterkonstruktionen für Wandvertäfelungen werden angeboten. Als Materialien stehen verschiedene Hölzer, MDF- und Gipskartonplatten zur Verfügung.

Simon Vorhammer hat sich mit seinem Team 2016 auf Parametrisches Design spezialisiert und bereits verschiedene internationale Projekte gestaltet, zum Beispiel einen Expo-Pavillon für Samsung in Südkorea und den Trifolium-Pavillon in Sydney. Zuvor war der Architekt für die Büros Foster + Partners, Lava und AR-MA tätig.

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