Ästhetische Ergänzung

Innauer Matt Architekten
10. março 2023
Foto: Nicolas Wefers
Herr Innauer, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Am Rande der barocken Karlsaue liegt die Kunsthochschule, ein Bau des deutschen Architekten Paul Friedrich Posenenske aus dem Jahr 1962. Der Neubau wurde in den Innenhof des denkmalgeschützten Gebäudes gesetzt und greift damit auf einen Standort zurück, den Posenenske selbst für eine mögliche Erweiterung entwickelt hatte. Der Bau, eine Halle mit rund 450 Quadratmetern Ausstellungsfläche, soll als studentisches »Ausstellungslabor« ebenso dienen wie zur Herstellung von großformatigen Kunstwerken.

Foto: Nicolas Wefers
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Der rechteckige Baukörper ist konzentrisch im Hof platziert und schafft dadurch qualitätsvolle Außenräume von unterschiedlichem Charakter: einen großzügigen Vorplatz, der Besucher angemessen empfangen kann, und einen intimen Grünraum mit sieben Beuys-Bäumen. Die Ausstellungshalle kann zu allen Seiten gleichermaßen geöffnet werden – somit sind die Zwischenräume in die Ausstellungsfläche integrierbar. Der Bau hat keine Rückseite, kommuniziert zu allen Seiten und respektiert den Bestandsbau dadurch vollumfänglich.

Foto: Nicolas Wefers
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Die klare innere Struktur macht die gewünschten Nutzungsvarianten von der ungeteilten Halle bis zum in zahlreiche einzelne Räume geteilten Arbeits- oder Ausstellungsbereich möglich. Auch im Fassadenbereich sind sowohl unterschiedliche Zugänglichkeiten als auch jede erdenkliche Lichtsituation beziehungsweise Verdunkelungen möglich. Es ist ein äußerst flexibler Bau entstanden, dessen von rohen und unbehandelten Holzoberflächen dominierter Innenraum subtile Bezüge zu den sägerau geschalten Sichtbetonoberflächen der Bestandsgebäude aufbaut.

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Das Gebäude wurde als reiner Holzbau erstellt, welcher die heutigen energetischen und ökologischen Anforderungen insbesondere bezüglich der Nachhaltigkeit erfüllt: Brettschichtholz haben wir für die stabförmigen Bauteile wie Stützen, Balken und Riegel eingesetzt, Brettsperrholz für die flächigen Bauteile wie Dachschalung und Wandplatten. Die Fügungen sind handwerklich. Tragwerk und Gestalt, Funktion und Wirtschaftlichkeit stehen im Einklang. 

Foto: Nicolas Wefers
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Eine Besonderheit des Baus sind die im oberen Wandbereich angeordneten Lichtlinsen. Diese 864 eigens für das Projekt entwickelten gewölbten Glaselemente bringen umlaufend gleichmäßig diffuses Licht in den Innenraum. Grafisch und identitätsstiftend verleihen sie der Ausstellungshalle die gewünschte Sonderstellung im Ensemble.

Situation (© Innauer Matt Architekten)
Grundriss (© Innauer Matt Architekten)
Von oben nach unten: Quer- und Längsschnitt (© Innauer Matt Architekten)
Bauwerk
Ausstellungshalle der Kunsthochschule Kassel
 
Standort
Menzelstraße 13, 34121 Kassel, Deutschland
 
Nutzung
Ausstellungshalle
 
Auftragsart
Wettbewerb, 1. Preis
 
Bauherrschaft
Universität Kassel, Abteilung V – Bau
 
Architektur
Innauer Matt Architekten, Bezau
Projektleitung: Tobias Franz
 
Fachplaner
pape+pape Architekten, Kassel, Deutschland
Merz Kley Partner ZT Gmbh, Dornbirn
PPC Projekt-Planung & Consulting GmbH, Melsungen, Deutschland
kbi - keydel bock ingenieure GmbH, Göttingen, Deutschland
DI Günter Meusburger, Schwarzenberg
Schöne Aussichten Landschaftsarchitektur, Kassel
 
Bauleitung
EHS Ingenieure, Lohfelden, Deutschland
 
Fertigstellung
2022
 
Fotos
Nicolas Wefers, Kassel

Outros artigos nesta categoria