Europäisches Gemeinschaftsprojekt in St. Pölten – die Wohnanlage der Zukunft?

Manuel Pestalozzi
26. maio 2022
Die Überbauung soll eine große Brache mitten im Siedlungsgebiet füllen. (Modellfoto: Josef Vorlaufer)

 

Die Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Alpenland möchte in St. Pölten eine zukunftsweisende Überbauung realisieren. Der Bauplatz ist ein brachliegendes Gelände nordwestlich des Stadtzentrums. »Am Anfang stand der Gedanke, für das Europäische Kulturhauptstadtjahr 2024 einen architektonischen Beitrag zu leisten – und zwar in Form eines modellhaften Wohnbaus«, sagte Alpenland-Vorstandsmitglied Norbert Steiner über das Projekt, als es am 12. Mai präsentiert wurde. »Als St. Pölten dann doch nicht den Zuschlag erhielt, waren schon so viele Ideen auf dem Tisch, etwa von Studierenden der TU Wien, dass wir an dem Vorhaben festhielten und es weiterentwickelten.«

Also lud Alpenland acht Architekturbüros aus Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Dänemark und Österreich ein, um in einem kooperativen Planungsverfahren, das aus mehreren Workshops bestand, gemeinsam die Qualitätskriterien für die Überbauung mit rund 300 Wohnungen zu erarbeiten. Die Ergebnisse dienten danach als Basis für die Gestaltung von vier unterschiedlichen Teilbereichen des neuen Quartiers. Unterstützt und begleitet wurden die Architekt*innen aus dem In- und Ausland von einheimischen Expert*innen aus den Bereichen Wohnbau, Soziales, Landschafts- und Verkehrsplanung, Gebäudetechnik und Bauklimatik. Auch Mitglieder der Gestaltungsbeiräte Niederösterreichs und St. Pöltens wurden beteiligt und der Stadtplanungsdirektor von St. Pölten ebenso.

 

Das hochgesteckte Ziel: Vorbild sein

Entstehen soll ein Quartier, in dem sich dank eines ambitionierten Mobilitätskonzepts die gesetzliche Mindestanzahl an Parkplätzen unterschreiten lässt. Denn mit dem Auto fahren sollen die zukünftigen Bewohner*innen so wenig wie möglich. In die Bebauung integriert werden sollen ein Supermarkt, eine Bäckerei samt Café, Ordinations- und Therapieräume sowie eine Tagesbetreuung für Kinder. Das Quartier wird außerdem über ein vielfältiges Angebot an Frei- und Gemeinschaftsflächen verfügen: Großzügige Balkone werden allen Wohnungen vorgelagert, und es sind mehrere Dachgärten geplant, die nachbarschaftlich genutzt werden können. Das Herzstück der Anlage soll ein 4000 Quadratmeter großer Park sein, der der Allgemeinheit zur Verfügung stehen wird.

Am Verfahren waren folgende Büros beteiligt: 123architekten aus Biel in der Schweiz, einszueins architektur und nonconform aus Wien, das Münchner Büro bogevischs, Carpaneto Schöningh Architekten aus Berlin, die Zürcher weberbrunner architekten, MAKEN Architektuur aus Rotterdam und NORD Architects Kopenhagen. Die Büros haben schließlich verschiedene Projekte erarbeitet, die sich in den zuvor gemeinsam entwickelten Masterplan einfügen. »Die nun vorliegenden Entwürfe zeigen, worauf es im Wohnbau der nächsten Jahre ankommen wird«, freut sich Alpenland-Obfrau Isabella Stickler. Keine Frage, die Anlage soll nichts weniger sein als ein Vorbild für andere Überbauungen in Österreich und Mitteleuropa. Ob es gelingt, diesem kolossalen Erwartungsdruck standzuhalten, wird sich ab 2024 zeigen. Dann beginnt die Realisierung in mehreren Etappen.

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