Neue Mitte

Dorner \ Matt Architekten
21. 八月 2020
Die neuen Gemeindebauten von Mellau geben dem Dorf wieder eine identitätsstiftende Mitte und werten es als Ganzes auf. (Foto: Bruno Klomfar)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Das zentrale Anliegen aller Beteiligten war, dem Ort ein unmittelbar wahrnehmbares Zentrum zu geben. Im Kern von Mellaus gewachsener Dorfstruktur war über die Jahre eine Brache entstanden, die zwar genutzt wurde, aber haltlos war. Wir haben den Ort mit unserem Projekt neu definiert und dabei an die Durchlässigkeit der Dorfstruktur anknüpft. So konnten wir Mellau den »missing link« – die verlorene Mitte – zurückgeben.

Das lockere Ensemble greift die Dorfstruktur auf und gliedert sich darum gut in den Bestand ein. (Foto: Bruno Klomfar)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?


Die Porosität der urban-dörflichen Orte im Bregenzerwald hat mit unserem Projekt eine neue, aber in der Tradition verankerte Deutung erfahren. Kirche, Gemeindeamt, Kindergarten, Schule und Mehrzweckgebäude bilden jene locker arrangierte, zentrale dörfliche Struktur, die in der gepflegten Ruralität der Nachbargemeinden längst als Gewissheit gilt.

Foto: Bruno Klomfar
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Aus einer »Gegend« inmitten eines Ortes wurde eine Allmende, die feingliedrig in die Umgebung ausgreift. Diese Durchlässigkeit, auf die ich eingangs schon hingewiesen habe, trägt nicht nur zur Integration des Projekts in die Dorfstruktur bei, sondern in hohem Maße auch zur Identifikation. Es sind Gebäude für unterschiedliche Generationen, die starke ortsräumliche Bezüge aufweisen und verschiedene Nutzungen aufnehmen. Trotzdem bilden sie selbständige Einheiten.

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Den größten Einfluss entfalteten sie während der Vorbereitung des Architekturwettbewerbs. Gemeinsam hatten sie die gewünschten Nutzungen sehr gut definiert und ausformuliert. Unsere Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft zeichnete sich durch gegenseitiges Verständnis aus. Gemeinsam verloren wir weder gestalterische noch wirtschaftliche Ziele aus den Augen. Das Verständnis für architektonische Qualität und Handwerk war seitens unserer Auftraggeber hoch. 

Entree des Gemeindesaals (Foto: Bruno Klomfar)
Im Kindergarten (Foto: Bruno Klomfar)D
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?


Wir sind immer auf Entdeckungsreise und haben den Anspruch, Architektur von Grund auf neu zu denken. In unseren Entwürfen versuchen wir, Innovation und Tradition zusammenzubringen. Darum reiben wir uns an einem sentimentalen Konservatismus, der derzeit Auftrieb hat. In Mellau entwickelten wir beispielsweise unseren ersten reinen konstruktiven Holzbau.

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Vorarlbergs Handwerk ist bekanntermaßen sehr stark. Davon haben wir profitiert: Gemeinsam mit den ausführenden Firmen konnten wir viele Innovationen einbringen. Dies gilt vor allem für die technischen Details, mit denen wir im Rahmen der energetischen Vorgaben des Landes Vorarlberg wichtige Impulse setzen konnten.

Viel Holz schafft eine angenehme Atmosphäre, in der sich die Kinder besonders wohlfühlen. (Foto: Bruno Klomfar)
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?


Heimisches Holz; besonders Buche und Tanne haben wir in verschiedensten Varianten eingesetzt. Das Thema Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig, wir möchten als Architekten aktiv einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Darum haben wir einen Teil des Holzes aus dem gemeindeeigenen Wald bezogen. So konnten unnötig lange Transportwege vermieden werden.

Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Schnitt Kindergarten
Schnitt Gemeindesaal
Name des Bauwerks
Gemeindebauten Mellau
 
Standort
Platz 292, 6881 Mellau
 
Nutzung
Kindergarten, Mehrzwecksaal
 
Auftragsart
Wettbewerb
 
Bauherrschaft
Gemeinde Mellau
 
Architektur
Dorner \ Matt Architekten, Bregenz
Projektleiter: DI Hannes Zumtobel
 
Fachplaner 
Statik: Mader / Flatz, Bregenz
HLS: E-Plus, Egg
Elektro: Lingg, Schoppernau
Bauphysik: Meusburger, Schwarzenberg
 
Bauleitung 
Bmst. Michael Hassler GmbH
 
Jahr der Fertigstellung
2018
 
Gesamtkosten
EUR 7,8 Mio.
 
Gebäudevolumen
 7'174 m3
 
Energiestandard 
HWB: 14,5 kWh/m2a (A+)
fGEE: 0,61 (A+) beim Gemeindesaal
 
Maßgeblich beteiligte Unternehmer
Holzbau: Kaspar Greber Holz- und Wohnbau GmbH, Bezau
Dach: Baldauf, Dachdeckerei – Spenglerei GmbH, Manfred Baldauf, Doren
Mauerwerk: Wälderbau Dragaschnig GmbH, Schwarzenberg
Fenster: Böhler Fenster GmbH, Wolfurt
Türen: Tischlerei Telser OHG, Mals / Burgeis, Sütirol
Böden: PÖZ Parkett & ökologischer Wohnbedarf, Hohenems
Möbel: Tischlerei Grübler GmbH, Graz
 
Auszeichnung  
Holzbaupreis Vorarlberg 2019
 
Fotos
Bruno Klomfar, Wien

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