Ferienort Baudenkmal

Susanna Koeberle
14. 九月 2020
Für das Bernbiet typische »Ründi«, ein runder Bogen unter dem Vordach (Foto: Gataric Fotografie)

Den Urlaub in der Schweiz zu verbringen, war noch nie so aktuell wie dieses Jahr. Die Pandemie bewegte viele Schweizer*innen dazu, in den Ferien für einmal im eigenen Land zu bleiben. Das Kennenlernen von lokalen Bautraditionen und Landschaften lenkt die Aufmerksamkeit auf die Vielfalt unseres kleinen Landes  – jenseits von rechtem Lokalpatriotismus. Auch aus Klimaschutzgründen ist der Verzicht auf weite Reisen eine gute Sache. Die Stiftung Ferien im Baudenkmal kümmert sich seit ihrer Gründung im Jahr 2005 um den Erhalt von Baudenkmälern und macht sie für den Tourismus zugänglich. Damit fördert sie auch das Bewusstsein für Baukultur. 

Zu den neusten Destinationen der Stiftung gehört ein Bauernhaus im Kanton Bern. Das so genannte »Taunerhaus« stand über mehrere Jahre leer, bevor es im Dezember 2015 der Stiftung geschenkt wurde. Der Name des Baus leitet sich von den ehemaligen Bewohnern, den Taunern (Tagelöhner) ab. Bis ins 19. Jahrhundert waren Tauner Angehörige der ländlichen Gesellschaft, deren Landwirtschaftsbetrieb nur einige wenige Acker- und Wiesenparzellen umfasste. Um ihr Auskommen zu sichern, mussten sie zusätzlich bei Großbauern oder dem Klerus im Taglohn arbeiten. Der älteste Teil des »Taunerhauses« wurde um 1850 erstellt. Von dieser Zeit zeugt der historische Wasserausguss. In späteren Bauphasen wurde das Objekt erweitert und fand um 1940 seine heutige Form. Der einfache Riegelbau zeigt viele Details aus seiner Entstehungszeit. So ziert etwa eine gut erhaltene »Ründi« die Straßenfront; der runde Bogen unter dem Vordach ist eine architektonische Eigenheit der Gegend.

Nasszellen und Küche wurden in einer Box im Tenn eingebaut. (Foto: Gataric Fotografie)

Der lange Leerstand setzte dem Kleinbauernhaus stark zu, weshalb es bei der Übernahme in einem sehr schlechten Zustand war. Über fünf Jahre dauerten Finanzierung und Umsetzung der Restaurierung des Baudenkmals. Die von der Stiftung in Auftrag gegebenen und von den Bieler Architekten 0815 und sim umgesetzten Instandsetzungsarbeiten hatten zum Ziel, das Haus wieder näher an seine ursprüngliche Form zu führen. Heute zeigt sich die Nordwestfassade wieder mit ihrem historischen Fachwerk und das Haus kann wie ehemals mit mehreren Kachelöfen beheizt werden. Um die Bausubstanz nicht zu beschädigen, wurden die modernen Nasszellen- und Kücheneinbauten in einer Box im Tenn (befestigter Fußboden der Scheune) untergebracht. So entstand eine reizvolle Symbiose aus Alt und Neu. Das schlichte und elegante Einrichtungskonzept der Zürcher Agentur selected interiors rückt die geschichtsträchtige Architektur gekonnt in den Vordergrund.

Bei der Einrichtung setzte die Zürcher Agentur selected interiors auf Klassiker. (Foto: Gataric Fotografie)

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