Sehmaschine

Ulf Meyer
3. 三月 2021
Foto: Alex Filz 

Heulende Böen, Schnee und Eis, schroffe Felsen, Geröll – der Schnalstaler Gletscher ist rau und schaurig schön. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick auf die Berge Südtirols. Unweit des Gipfels thront das Hotel Grawand, eines der höchstgelegenen in Europa. In dieser Umgebung hat das Team von noa* network of architecture im Auftrag der Schnalstaler Gletscherbahn eine Aussichtsplattform entworfen – eine besondere, doch keine gänzlich ungewöhnliche Architekturaufgabe in Nord- und Südtirol. Man denke nur an die Plattform von LAAC aus Innsbruck auf dem Stubaier Gletscher (2009) oder die Stationen des Perspektivenweges (2018) weit oberhalb der Tiroler Landeshauptstadt von Snøhetta, der kürzlich bei unserer Leserwahl zum Bau des Jahres 2020 den dritten Rang belegte.

Foto: Alex Filz
Foto: Alex Filz

Die leichte Konstruktion aus Cortenstahl befindet sich unmittelbar am Gipfel und umspielt das Gipfelkreuz. Sie berührt den Boden nur, wo dies statisch notwendig ist. Die Plattform scheint über dem Bauplatz zu schweben und nur an einem Punkt anzudocken. Gebildet wird sie von einem Gitterrost, der auf schlanken Querbalken ruht. Ihren Rand umsäumen viele vertikale Lamellen. Dies soll aus der Station eine kinetische Sehhilfe machen: Durch die Bewegung des Betrachters öffnen und schließen sich Bildausschnitte. Die Architektur sei »eine Einladung, neue Perspektiven zu entdecken«, sagen die Gestalter. In das Bauwerk ist ein stählerner Trichter integriert. Dieser soll den Blick auf jene Stelle lenken, wo einst die Eismumie »Ötzi« gefunden wurde. 

Der Cortenstahl wird in den nächsten Jahren durch die starken Witterungseinflüsse dunkelbraun, grau und schwarz patiniert. Dadurch werde die Konstruktion eins mit ihrer Umgebung, behaupten die Architekten. Dies gilt, möchte man angesichts der extravaganten Form einschränken, wohl primär nur hinsichtlich der Anpassung ihres Farbtons an jenen des Gerölls rundherum.

Foto: Alex Filz
Foto: Alex Filz
Grundriss
Schnitt

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