Umbau des ehemaligen Heizkraftwerkes der RWTH zu einem Hörsaal- und Seminarraumgebäude [HKW]

Heiße Köpfe statt heißer Kohlen

25. January 2011

Umbau des ehemaligen Heizkraftwerkes der RWTH zu
einem Hörsaal- und
Seminarraumgebäude [HKW]

2010
Wüllnerstraße 3b
52056 Aachen

Auftraggeber
Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW
Niederlassung Aachen

Architektur
IParch GmbH
Aachen

Projektleitung
Hendrik Daniel

Tragwerkplanung
Führer – Kosch – Jürges
Ingenieurgemeinschaft

Technische Gebäudeausrüstung
ZWP, Zibell – Willner & Partner

Brandschutz und Bauphysik
Kempen Krause, Ingenieurgesellschaft

Prüfstatik
Prof. Dr. Ing. Güldenpfennig

Abriss / Schadstoffsanierung
COMPETENZA

Bruttogeschossfläche
ca. 2.500 m²

Baukosten
ca. 8,7 Mio. €

Fotografie
Peter Hinschläger

Die neue, tragende Außenwand des Gebäudes besteht aus Porenbetonelementen, denen in einem Abstand von sechzig Zentimetern schmale, weiße Aluminiumbleche vorgehängt wurden.

Bei manchen Gebäuden scheint es naheliegend, sie abzureißen und an ihrer Stelle etwas Neues zu schaffen. Das mag auch für das ehemalige Heizkraftwerk der RWTH Aachen gegolten haben – ein weitgehend geschlossener, ruppig wirkender Bau. Doch die Pläne der Universität waren glücklicherweise andere. Denn es soll nach und nach umgebaut werden und und Räume für den Unibetrieb, wie Hörsäle, Seminar- und Mehrzweckräume beherbergen. Der Anfang ist bereits gemacht: In der ehemalige Filteranlage, die nach Plänen des ebenfalls in Aachen beheimateten Architekturbüros IP arch umgebaut worden ist, glühen bereits seit Ende vergangenen Jahres die Köpfe der Studenten. Dieser neu genutzte Abschnitt des Heizkraftwerks bietet mit seinem markanten, tagsüber aber dennoch zurückhaltenden Aussehen, dem benachbarten SuperC – dem Informationszentrum für alle Studenten der Universität – nun Paroli.

Gut, dass ein Teil des alten Heizkraftwerks noch im Original erhalten ist. Denn so erkennt man, welche Verwandlung der umgebaute Teil hinter sich hat.

Auf sechs Stützen war die Filteranlage aufgeständert, nachträglich wie eine Brücke über das bestehende Gaskesselhaus gebaut worden. Das Innere prägte eine Konstruktion aus Stahlträgern, teils als Fachwerk ausgeführt und für die enormen Lasten der technischen Anlagen ausgelegt. Um die Statik mussten sich die Architekten also keine Gedanken machen. Das Tragwerk nahezu komplett zu erhalten und möglichst wenige neue Teile hinzuzufügen, gestaltete sich dagegen schwieriger; dafür sind die alte und die neue Nutzung einfach zu verschieden. Letztlich gelang es den Planern aber, nur minimal in die Substanz einzugreifen und die Grundrisse mit minimalen Eingriffen in die Subtanz auf den neuen Bedarf zuzuschneiden.

Zwei Hörsäle mit jeweils 200 Sitzplätzen fügen sich nun geschickt zwischen die weißen Stahlträger ein, die im ganzen Gebäude sichtbar sind. Dazu kommen fünf Seminarräume, ein Multifunktionsraum und natürlich Toiletten, Vorbereiche und das neue Treppenhaus. Der zweite notwendige Fluchtweg lehnt sich galant an eine der beiden schmalen Außenseiten an.

Weiß, Grau und Orange sind die drei Farben, die das Gebäude prägen. Innen leuchtet das Orange der neu gestrichenen Brandwand den ganzen Tag, außen blitzt es dagegen erst im Dunkeln auf.

Die Gestaltung der Fassade mag im ersten Moment sehr verspielt erscheinen, besonders nachts, wenn sie von hinten in Orange beleuchtet wird und das Haus wie eine riesige glühende Kohle aussieht. Doch der Bezug zur alten Nutzung des Gebäudes war nur ein entwurfsrelevanter Aspekt. Denn gleichzeitig schützen die horizontal verlaufenden Aluminiumbleche, deren Abstand untereinander sich vor den Fenstern vergrößert, die Studenten während der Vorlesungen vor zu viel direktem Sonnenlicht und lassen es zu, dass die Referenten die heute übliche Präsentationstechnik verwenden können. Zu guter Letzt sorgt sie aber auch dafür, dass während einer langweiligen Vorlesung die Studenten die im benachbarten SuperC Arbeitenden nicht zu sehr ins Visier nehmen und somit stören können. Dass alles optimal funktioniert stand bei den Architekten immer im Vordergrund. Wer das Gebäude allerdings heute betrachtet, dem wird zuallererst das Design ins Auge stechen, denn vieles andere wurde geschickt damit verbunden oder tritt nun in den Hintergrund. Und deshalb bin ich schon heute darauf gespannt, wie der Umbau des restlichen Gebäudeteils nach 2020 aussehen wird – auch wenn man sonst immer hofft, die Zeit möge langsam vergehen.
Simone Hübener

Umbau des ehemaligen Heizkraftwerkes der RWTH zu
einem Hörsaal- und
Seminarraumgebäude [HKW]

2010
Wüllnerstraße 3b
52056 Aachen

Auftraggeber
Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW
Niederlassung Aachen

Architektur
IParch GmbH
Aachen

Projektleitung
Hendrik Daniel

Tragwerkplanung
Führer – Kosch – Jürges
Ingenieurgemeinschaft

Technische Gebäudeausrüstung
ZWP, Zibell – Willner & Partner

Brandschutz und Bauphysik
Kempen Krause, Ingenieurgesellschaft

Prüfstatik
Prof. Dr. Ing. Güldenpfennig

Abriss / Schadstoffsanierung
COMPETENZA

Bruttogeschossfläche
ca. 2.500 m²

Baukosten
ca. 8,7 Mio. €

Fotografie
Peter Hinschläger