Sanierung einer Turnhalle in Berlin-Tempelhof
Den Geist erfrischt
16. maggio 2012
Ein neuer Zugang bindet die Halle in den Gesamtkomplex ein. Die Fassung aus Zedernholz wird weiter um die Halle geführt.
Schon einmal hatten die Architekten Laura Fogarasi-Ludloff und Jens Ludloff der Grundschule auf dem Tempelhofer Feld geholfen: Mit dem charmanten Neubau einer kleinen Mensa wurde nicht nur der Ganztagsbetrieb ermöglicht, das Innen- und Außenraumgefüge wurde damit prinzipiell erweitert und verbessert.
Die zunächst auf eine energetische Sanierung der Turnhalle aus den frühen 1950er Jahren reduzierte Aufgabe nun stellte eine neue Herausforderung: Ein Haus aus der jungen Nachkriegszeit galt es so zu sanieren, dass das Wesen der Architektur nicht leidet – nicht einfach bei der zwar leichten und eleganten, aber unter den Nöten der Nachkriegszeit mit einfachen Mitteln realisierten Architektur, die schon einmal mit einer acht Zentimeter starken Dämmschicht und neuen Fenstern ertüchtigt wurde. Je mehr im Zuge der Arbeiten offensichtlich wurde, dass mehr getan werden musste, als ursprünglich gedacht, desto wichtiger wurde es, die energetische Sanierung als eine sensible Erneuerung der architektonischen Erscheinung zu verstehen, gerade weil die Halle nicht unter Denkmalschutz steht.
Blick ins Freie: mit der neuen Ganzglasfassade macht der Sport mehr Spaß. Eine leichte Konstruktion schützt die unter der Decke angebrachte Technik davor, von Bällen getroffen zu werden und dient als Blendschutz.
Dabei half, dass den Architekten ein anderer Aspekt wichtig war, der bei energetischen Sanierungen oft nicht berücksichtig wird: Es sollte nicht allein der Energieverbrauch minimiert werden, es sollte vielmehr bedacht werden, welche Energie benötigt wird, um Materialien herzustellen und zu entsorgen. Deswegen wurde die alte Dämmung nicht entfernt, um durch eine andere ersetzt zu werden – im Sinne ganzheitlicher Betrachtung wäre ein Austausch der Dämmung unsinnig gewesen. Statt dessen wurde das (zuvor undichte) Dach neu gedämmt, auch gegen das Erdreich konnte dank eines bestehenden Kriechkellers isoliert werden. Schließlich wurde die bislang bis auf ein hochgelegenes Lichtband geschlossene Westfassade geöffnet. (Schul-)Sport mit Blick ins Freie macht mehr Spaß, eine neue Holz-Glasfassade verbessert nun auch die Energie-Kennwerte. Dazu kommen eine kontrollierte Frischluftversorgung mit Wärmerückgewinnung und Sonnenkollektoren zur Warmwasserbereitung.
Auch die Umkleiden wurden als offener Raum großzügig gestaltet. In der Mitte sind nun offen Duschen und Waschtische positioniert.
Eine leichte, mit Glasfasergewebe bespannte Konstruktion erlaubt es, unter der alten Decke technischen Einbauten und Akustikelemente offen und trotzdem ballwurfgeschützt einzubauen – man hätte die bestehende Decke kaum zusätzlich belasten können. Die Sanitärbereiche wurden entkernt, Duschen und Waschtische offen angelegt. Helle Pastelltöne und farbiges Glasmosaik setzten neue Akzente, die gut mit dem Bestehenden harmonieren. Die Turnhalle ist wieder gut zu nutzen, der Eingangsbereich wurde übersichtlicher, die Turnhalle strahlt wieder im heiteren, und leichten Glanz der Aufbruchsstimmung, in der sie errichtet wurde: ihr Geist wurde erfrischt.
Lageplan
Auch der Außenraum wurde aufgewertet. Eine neue, zum Innenbereich offene Pergola verbindet das Schulhaus mit der Turnhalle, sie ersetzt eine maroden gewordenen gedeckten Zugang aus der Entstehungszeit. Robuste Bretter aus Zedernholz schirmen nach außen ab, ohne gänzlich zu trennen; diese Konstruktion fasst nun auch die geschlossenen Hallenwände ein, fungiert dort nebenbei auch als passabler Graffiti-Schutz. Dahinter ist der Putz neu mit Farbstreifen gestrichen, die durch die Holzkonstruktion schimmern. Weiteren Sanierungsschritte werden sich an dieser messen lassen müssen – Bedarf daran hat die Schule nach wie vor.
Christian Holl
Grundriss
Schnitte
Sanierung einer Turnhalle
in Berlin-Tempelhof
2011
Grundschule auf dem Tempelhofer Feld
Schulenburgring 7–11
12101 Berlin
Bauherr
Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg von Berlin Abt. Bauwesen
Architekt
ludloff+ludloff Architekten
Berlin
Projektleiter
Dennis Hawner
Ausschreibung
Dubbers Architekten
Berlin
Tragwerksplanung
GSE Ingenieur-Gesellschaft mbH
Berlin
Haustechnikplanung
Riethmüller Plan
Berlin
Bauphysik
Müller BBM
Berlin
Akustik
Ingenieurbüro Moll
Berlin
Vorbeugender Brandschutz
hhp
Berlin
Schadstoffgutachter
Ingenieurbüro für Umweltschutztechnik
Berlin
Bruttogeschossfläche
2.200 m²
Fotografie
Jan Bitter