Snøhetta bezieht mit »Changing Conditions« einmal mehr Position
Elias Baumgarten
25. november 2022
In der Schau »Changing Conditions« wird Snøhettas Haltung anhand verschiedener Schlüsselprojekte offengelegt. Zu sehen sind im Haus der Architektur in Graz Modelle, Pläne, Zeichnungen, Visualisierungen, Materialproben und Videos. (Foto: Thomas Raggam)
Das norwegische Büro zeigt mit der Ausstellung im Grazer Haus der Architektur, dass Architektur einen Beitrag zur ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit leisten kann.
»Wir sollten nicht nachlassen zu fragen, was wir für die Gesellschaft bewirken können«, sagte Patrick Lüth 2021 im Interview mit uns und brachte damit Snøhettas Haltung auf den Punkt. Eben hatte das Tiroler Studio des norwegischen Büros bei unserer Leserwahl zum »Bau des Jahres 2020« gleich zwei Stockerlplätze belegt: Auf den neuen Hauptsitz des Reiseveranstalters ASI in Natters waren die meisten Stimmen entfallen, und der »Perspektivenweg« an der Seegrube hoch über Innsbruck rangierte knappt hinter einem Umbau von Lukas Mayr auf dem dritten Platz.
Snøhettas interdisziplinäres Team, zu dem auch Landschafts- und Innenarchitekt*innen, Produktdesigner, Grafiker*innen und Künstler*innen gehören, versteht Architektur als Beitrag zur ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit. Das zeigen etwa die Büros von ASI deutlich: Sie sind als Mischung aus Holzskelett- und Holzmassivbau konstruiert. Dadurch konnte der Materialeinsatz minimiert werden. Zudem erhielt das Bauwerk, das an einem Waldrand steht, eine von Pflanzen bewachsene Holzfassade. Während der heißen Sommermonate lässt das Grün weniger Sonnenstrahlen ins Gebäude, der Kühlbedarf sinkt. Im Winter hingegen, wenn die Pflanzen keine Blätter tragen, heizt die Sonne das Haus auf und hilft so, Energie zu sparen. Außerdem wird der Bau natürlich belüftet: Gesteuert über CO2-Sensoren und Temperaturfühler öffnen und schließen sich die mechanisch angetriebenen Lüftungsflügel. Und natürlich sind die Räumlichkeiten architektonisch ansprechend gestaltet – viele Menschen würden dort vermutlich lieber arbeiten als in ihren eigenen Büros.
Der Hauptsitz des Tiroler Reiseveranstalters ASI, der umweltfreundliche Reisen anbietet, bringt Snøhettas Haltung beispielhaft auf den Punkt. Ökologische Nachhaltigkeit wurde bei dem Holzbau mit hoher gestalterischer Qualität verbunden: Die Arbeitsplätze im Inneren sind besonders attraktiv. (Foto: Christian Flatscher)
Im Inneren des ASI-Baus bestimmen Holzoberflächen und Pflanzen das Bild. (Foto: Christian Flatscher)
Präsentation des ASI-Bürobaus in der Ausstellung (Foto: Thomas Raggam)
Bis zum 5. Februar kommenden Jahres können Sie sich im Haus der Architektur in Graz selbst ein Bild von Snøhettas Architektur machen. Gezeigt wird die Ausstellung »Changing Conditions«. Sie soll die Entwurfshaltung des internationalen Teams verdeutlichen und seine Geschichte erzählen. Zu sehen sind Schlüsselprojekte unterschiedlichen Maßstabs – vom Produktdesign bis zum städtebaulichen Entwurf. Auch der Kontext ist sehr unterschiedlich: Manche Projekte befinden sich in städtischen Ballungsräumen, andere in den rauen Naturlandschaften Norwegens oder des Alpenraumes. Die Darstellung erfolgt über Modelle, Pläne, Zeichnungen, Visualisierungen, Materialproben und Videos.
Zum Begleitprogramm gehört auch eine Podiumsdiskussion am 19. Jänner um 19 Uhr. Teilnehmen werden die Grazer Architektin Nicole Lam, Alexander Passer, Stiftungsprofessor für nachhaltiges Bauen an der TU Graz, Petra Petersson, die Dekanin der Grazer Architekturfakultät, und Kjetil Trædal Thorsen von Snøhetta selbst. Diskutiert werden soll passend zur Schau unter anderem, wie wir qualitativ hochwertige Räume für Menschen schaffen und gleichzeitig unseren ökologischen Fußabdruck verringern können.
Im Süden Norwegens hat Snøhetta ein Bürogebäude gestaltet, das über seinen Lebenszyklus mehr Energie produziert, als es verbraucht – unter Berücksichtigung der CO2-Bilanz von Bau, Abbruch und verwendeten Materialien. (Foto: Ivar Kvaal)
Blick in die Zentralbibliothek von Calgary in Kanada; für Snøhetta ist Nachhaltigkeit nicht nur ein ökologischer Begriff, sondern auch ein sozialer. (Foto: Michael Grimm)
Doch nicht nur Architektur ist in der Schau zu sehen – Snøhetta zeigt beispielsweise auch Arbeiten aus dem Bereich Produktdesign. (Foto: Thomas Raggam)
Die Ausstellung »Changing Conditions« bleibt im Haus der Architektur (Mariahilferstraße 2, 8020 Graz) bis zum 5. Februar 2023 geöffnet. Vom 24. Dezember bis zum 9. Jänner wird dabei eine Winterpause eingelegt. Samstags und sonntags werden kostenlose Führungen angeboten.