Bunte Stapel

Elias Baumgarten
13. Juni 2019
Der Pavillon der Niederlande zur Expo 2000 in Deutschland trug zum Durchbruch MVRDVs wesentlich bei. (Foto © Van Reeken)

Gemeinsam studierten Winy Maas, Jacob van Rijs und Nathalie de Vries an der TU Delft Architektur. 1991 gewannen sie, damals noch jung und unbekannt, mit ihrem Beitrag »Berlin Voids« den Europan 2-Wettbewerb in der deutschen Hauptstadt. 1993 gründete das Trio schließlich ein gemeinsames Büro: MVRDV. Von da ab war der Aufstieg der Niederländer kometenhaft. Innerhalb kurzer Zeit erlangten sie internationale Bekanntheit und avancierten zu Botschaftern der niederländischen Architektur. So katapultierten sie sich zum Jahrtausendwechsel mit Bauten wie dem Wohnprojekt »WoZoCo« (1997) oder dem Niederländischen Pavillon für die Expo 2000 in Hannover ins Rampenlicht. Ihre Unbekümmertheit erhielten sich die Architekt*innen weiter, obwohl ihr Büro allmählich zur großen Firma mit über 250 Mitarbeitenden anwuchs. Mit Projekten wie dem Wohnbau am Silodamm in Amsterdam (2003) oder dem Hochhaus »Mirador« in Madrid (2005) festigten sie ihren Status innerhalb der internationalen Architekturszene. 2014 wurde das vielleicht bekannteste Bauwerk von MVRDV fertig: die Markthalle von Rotterdam. Eine 110 Meter lange, 70 Meter breite und 40 Meter hohe Struktur, die 250 Wohnungen beherbergt, schwingt sich kühn über eine enorme Halle mit Marktständen, Restaurants, Imbissständen und Geschäften.

Obschon das aut in einer Pressemeldung formuliert, bei MVRDV strebe man nicht danach, einen spezifischen architektonischen Stil zu entwickeln, tragen die meisten Projekte des Büros eine unverkennbare Handschrift und sind ihm klar zuzuordnen. Insbesondere das Prinzip des Stapelns findet sich in den fröhlich anmutenden und bisweilen knallbunten Entwürfen und Bauten, die oft etwas Spielerisches an sich haben, immer wieder. Es ist über die Zeit zu einem regelrechten Markenzeichen geworden. Zudem umkreisen MVRDVs Projekte immer wieder die Themen Kollektivität, Mannigfaltigkeit, Soziales und Nachhaltigkeit. Doch wie kommen sie eigentlich zustande? Wie wird bei MVRDV entworfen?

Wohnhaus am Silodamm (Foto © Rob ’t Hart)
MVRDVs berühmtestes Projekt ist die Markthalle von Rotterdam (Foto © Daria Scagliola & Stijn Brakkee)
Vier Türme

Die Schau »Architecture Speaks: The Language of MVRDV« soll diese Fragen ab dem 6. Juli dieses Jahres beantworten. Gezeigt wird sie im aut (Lois Welzenbacher Platz 1) in Innsbruck. Als Kuratorin konnte Nathalie de Vries gewonnen werden. Physisch gezeigt werden dem Publikum in den Ausstellungsräumen vier Türme, welche die Begriffe »stack«, »pixel«, »village« und »activator« thematisieren und mit Inhalt füllen sollen. Sie spielen im Entwurfsprozess von MVRDV eine Schlüsselrolle. Zur Vertiefung werden Modelle, Projektionen, Manifeste, aufgezeichnete Gespräche und Filme gezeigt.

Zur Vernissage am 5. Juli um 19 Uhr hat sich neben den drei Gründungspartnern auch der Botschafter der Niederlande in Österreich, Marco Hennis, angekündigt. Dies zeigt, wie groß auch die politische Bedeutung ist, die dem Büro als nationales Aushängeschild in den Niederlanden beigemessen wird. Geöffnet bleibt die Schau bis zum 28. September 2019. Besuchen können Sie sie Dienstag bis Freitag zwischen 11 und 18 Uhr sowie an Samstagen zwischen 11 und 17 Uhr.

Ausstellungskonzept für das aut (Axonometrie © MVRDV)
© MVRDV

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