vai zeigt Lacaton & Vassal

Elias Baumgarten
3. Juni 2019
Im sozialen Wohnbau Cité Manifeste von Lacaton & Vassal in Mulhouse (Foto © Philippe Ruault)

1993 wurde mit dem Einfamilienhaus Latapie das erste Projekt von Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal fertig. 185 m2 Nutzfläche entstanden für gerade umgerechnet 55'000 Euro. Dazu stülpten das Duo eine Gewächshausstruktur als Klimahülle über ein einfaches Holzobjekt und spannten dabei eine Art großen Wintergarten als Erweiterung der Wohnung auf. Im Nachhinein ist das Haus eine Art gebautes Manifest, beschäftigen sich Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal doch seither fortlaufend damit, qualitätsvolle Räume zu überaus geringen Kosten zu verwirklichen. Eine Frage, die gerade aktuell von höchster Wichtigkeit ist, da es vielerorts an leistbarem Wohnraum mangelt. Weit über die Architekturszene hinaus berühmt wurden sie dabei mit ihrem Umbau Grand Parc Bordeaux, einer Wohnanlage aus den 1960er-Jahren mit 530 Einheiten. Diese sollte schon abgebrochen werden. Doch Lacaton & Vassal konnten gemeinsam mit Christophe Hutin Architecture überzeugend argumentieren, die drei Blöcke besser zu sanieren und umzubauen. Ihr Vorschlag wurde angenommen. Die Häuser wurden mit 3,8 m tiefen Wintergärten und Balkonen aufgewertet; Bäder und Aufzüge wurden erneuert. Die Kosten betrugen nur 365 pro m2. Vor einigen Wochen wurde das Projekt mit dem EU Mies Award ausgezeichnet, dem wohl wichtigsten europäischen Architekturpreis überhaupt. Das Vorarlberger Architektur Institut (vai) widmet den Architekt*innen eine Schau, die noch bis zum 5. Oktober 2019 geöffnet ist. Entwickelt wurde diese von architektur und tirol (aut) in Innsbruck.

Palais de Tokyo in Paris (Foto © Philippe Ruault)
Was erwartet Sie?

Einen Einblick in die Arbeit von Lacaton & Vassal vermittelt die Schau über Projektionen vieler Bauten und Studien des Büros. Großformatig werden Fotos der transformierten Bauten gezeigt, welche die Haltung der Architekt*innen spürbar machen sollen. Eine Aufnahme aus dem Innenraum des Palais de Tokyo ist sogar fast maßstabsgetreu zu sehen. Zusätzlich sollen Slideshows Einblick in die Entwurfsmethodik von Lacaton & Vassal bieten. Ergänzt wird all das mit Büchern und Projektdokumentationen. Auf zwei Bildschirmen laufen überdies Vorträge des Duos in Endlosschleife.

Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie auf der Webseite des vai.

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