Staatspreis Architektur 2023
Manuel Pestalozzi
16. de novembre 2023
Die IKEA-Filiale beim Wiener Westbahnhof interpretiert die Typologie des klassischen innerstädtischen Warenhauses neu. Dafür wurde sie in der Kategorie »Produktion / Handel« ausgezeichnet. (Fotos: © Hertha Hurnaus)
Das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft hat ein weiteres Mal den Staatspreis Architektur vergeben. Ausgezeichnet wurden drei Bauwerke, ein weiteres erhielt einen Sonderpreis.
Mit dem Staatspreis Architektur werden Bauwerke ausgezeichnet, die dem Bereich der gewerblichen Wirtschaft zuzuordnen sind, also Industrie, Baubranche, Handel und Dienstleistungssektor. Gewürdigt werden sollen mit dem Preis zukunftsweisende Gestaltungen, die frische Impulse geben.
In diesem Jahr wurden in drei Kategorien Bauten ausgezeichnet: Im Bereich »Dienstleistung« wurden die Foyers des Salzburger Mozarteums prämiert. Gestaltet wurden sie vom Büro flöckner-schnöll Architekten, Bauherrin ist die Internationale Stiftung Mozarteum. In der Kategorie »Produktion / Handel« gewann der IKEA-Bau am Wiener Westbahnhof von querkraft, ein bereits vielfach gewürdigtes und oft besprochenes Gebäude. Im Bereich »Verwaltung / Forschung« schließlich wurde das Future Art Lab der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien ausgezeichnet. Entworfen wurde der Bildungsbau vom Architekturbüro Pichler & Traupmann, Bauherrin ist die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG).
Zusätzlich vergab die Jury heuer einen Sonderpreis. Er ging an den Campus der Medizinischen Universität Graz von Riegler Riewe Architekten. Auch bei diesem Bildungsbau ist die Bauherrin die BIG.
Die Mozarteum-Foyers in Salzburg wurden zum Siegerprojekt der Kategorie »Dienstleistung« erkoren. (Foto: Andrew Phelps)
Wie begründet die Jury ihre Entscheidung? Der IKEA-Bau am Wiener Westbahnhof wird als beachtliche raumplanerische Innovation gelobt und für den ressourcenschonenden Umgang mit Handels- und Gewerbeflächen an einer innerstädtischen Lage.
Hinsichtlich der Foyers des Mozarteums betonte die Jury, das Projekt sei beispielgebend für die Revitalisierung und Modernisierung einer Kulturinstitution. Der bauliche Eingriff in den Bestand strahle moderne Leichtigkeit aus. Kluge architektonische Gesten würden eine selbstverständliche Orientierung im gesamten räumlichen und funktionalen Kontext schaffen. Die Ergänzung wird als modern und innovativ beurteilt. Sie stelle die Besucher*innen und das Konzerterlebnis in den Mittelpunkt.
Das Future Art Lab präsentiert sich als eigenständiger Campus-Baustein. (Foto: © Toni Rappersberger)
Angesichts des neuen Future Art Lab der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien hielt die Jury fest, dass dessen kompakter Baukörper präzise und gut durchdacht in das städtische Gefüge gesetzt sei. Die Anlage zeichne sich durch einen respektvollen Umgang mit dem städtischen Außenraum aus. Der Neubau besteche außerdem durch das komplexe Raumprogramm und seine gute Akustik.
Der Campus der Medinischen Universität Graz wird unterdessen für den innovativen Einsatz moderner Methoden zur Regulierung und Steuerung des Raumklimas gelobt. Neben Systemen wie Geothermie, Photovoltaik und Fassadensteuerung wurde in Sachen Energieeffizienz auch auf Lowtech-Lösungen zurückgegriffen. So ist der Baukörper etwa parallel zu einer Windschneise ausgerichtet.
Der Campus der Medizinischen Universität Graz überzeugte die Jury durch seine Haustechnik, bei der teils auch auf einen Lowtech-Ansatz gesetzt wurde. (Foto: © Roland Wehap)
Die ausgezeichneten Gebäude eint ihr repräsentativer Charakter. Sie möchten beeindrucken durch ihre Monumentalität, teilweise auch mit der edlen, exquisiten Materialisierung. Die ökologische Nachhaltigkeit wird beim heurigen Staatspreis weniger stark in den Vordergrund gespielt als bei anderen Auszeichnungen der jüngsten Zeit. Dennoch finden sich interessante Ansätze – etwa beim Warenhaus von IKEA oder in der Entwicklung von Lowtech-Lösungen für den Campus der Medizinischen Universität Graz. Und auch das qualitätsvolle Weiterbauen an historischen Gebäuden wie dem Mozarteum lässt sich als Beitrag zu einer zukunftsfähigen Baukultur lesen.