Eine Haltung bauen

LP architektur
7. Juli 2023
Blick vom gegenüberliegenden Ufer der Salzach auf den neuen Bürobau. Der Kubus wird geprägt von einer vorgelagerten Sekundärkonstruktion. (Foto: Markus Rohrbacher)
Herr Lechner, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Das Besondere war das Grundstück selbst. Es liegt in einem städtebaulich heterogenen Umfeld: Im Norden und Osten ist die Umgebung urban geprägt, aber im Süden herrschen aufgeweitete Siedlungsstrukturen am Ufer der Salzach vor.

Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


Unsere Grundidee bestand darin, einen markanten, unverwechselbaren Baukörper zu formulieren, dessen Ausdruck eine ideologische Grundhaltung widerspiegelt, ohne sich dabei jedoch irgendwelchen modischen Klischees zu bedienen.

Über einen Vorplatz erreicht man den Haupteingang. (Foto: Markus Rohrbacher)
Das neue Gebäude der Bezirksbauernkammer steht direkt an der Uferpromenade und verfügt auf seiner Rückseite über einen kleinen Garten. (Foto: Markus Rohrbacher)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Unser Entwurf ging als Sieger aus einem geladenen Wettbewerb hervor. Die Bauherrschaft hatte sich im Vorfeld nicht nur mit den Anforderungen auseinandergesetzt, sondern auch sehr intensiv mit dem Zeichen, das man heutzutage mit einem Neubau aussendet, und der möglichen Vorbildwirkung, die von einem solchen Projekt ausgehen kann. Darum entschied man sich bewusst für einen konstruktiven Holzbau und die Betonung des Handwerklichen, für eine möglichst ökologische Bauweise, eine genaue Berücksichtigung des Nutzerverhaltens und allgemein eine hohe Architekturqualität.

Die Innenräume erhalten durch die Holzoberflächen und die Helligkeit eine behagliche Atmosphäre. (Foto: Markus Rohrbacher)
Nur das Stiegenhaus wurde betoniert. Die Bauherrschaft legte Wert darauf, für den Neubau eine möglichst umweltfreundliche Bauweise zu wählen. (Foto: Markus Rohrbacher)
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?


Nein, jedoch wurde der ursprüngliche Entwurf von allen am Bau Beteiligten konsequent im Sinne der gemeinsam definierten Qualitäten und Ansprüchen weiterentwickelt. Zum Beispiel konnte das Projekt als erstes Bürogebäude im deutschen Sprachraum mit einer PEFC-Zertifizierung ausgezeichnet werden. Das heißt, sämtliche Holzprodukte stammen aus einer nachvollziehbaren, nachhaltigen Waldwirtschaft.

Der Holzbau verfügt über eine vorgelagerte Struktur mit großzügigen Terrassen als gedeckte Außenräume. (Foto: Markus Rohrbacher)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?


Ja. Zum Beispiel haben wir uns gefragt, wie wir eine der Aufgabe dienliche und angemessene Holzkonstruktion entwickeln könnten, die auch erlebbar bleibt. Zu erwähnen ist weiter die vorgestellte Struktur mit differenzierten Qualitäten. Sie schützt vor direkter Sonneneinstrahlung und Überhitzung, ermöglicht eine Fassadenbegrünung und somit einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität und sie erweitert die Außenräume, was der Aufenthaltsqualität und der Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen zugutekommt. Diese Kombination aus ökologischen und sozialen Aspekten bringt unsere Definition des Begriffs Nachhaltigkeit zum Ausdruck.

Lageplan (© LP architektur)
Grundriss Erdgeschoss (© LP architektur)
Längsschnitt (© LP architektur)
Querschnitt (© LP architektur)
Bauwerk
Bezirksbauernkammer
 
Standort
Davisstraße 16, 5400 Hallein
 
Nutzung
Bürogebäude
 
Auftragsart
Geladener Realisierungswettbewerb
 
Bauherrschaft 
Landwirtschaftskammer Salzburg
 
Architektur
LP architektur ZT GmbH, Altenmarkt im Pongau
Tom Lechner, Barbara Bangerl und Fritz Schenner
 
Bauleitung 
SABAG, Salzburg
Johannes Wiesinger
 
Fertigstellung
2022 
 
Fotos
Markus Rohrbacher, Radstadt

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