Sensibilität und Gestaltungswille
Wiesflecker
20. Oktober 2023
Foto: David Schreyer
Johannes Wiesflecker beantwortet unsere Fragen zur Sanierung und Revitalisierung des Franziskanerklosters Salzburg. Wie ist es gelungen, die ursprüngliche räumliche Struktur des Baudenkmals wieder herauszuarbeiten?
Herr Wiesflecker, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Ein derart geschichtsträchtiges Gebäude an einem so prominenten Ort behutsam weiterzuentwickeln und für eine, sagen wir, »spezielle Männer-WG« ins 21. Jahrhundert zu führen – das war etwas Besonderes.
Erschließung im Zwickel Kloster Stöckl (Foto: David Schreyer)
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?
Der entscheidende Ansatz bestand darin, den Bestand von den unglücklichen Überlagerungen des 20. Jahrhunderts zu befreien. Es ging uns darum, die ursprüngliche räumliche Struktur wieder herauszuarbeiten. Die erforderlichen neuen Bauteile haben wir möglichst reduziert und präzise gesetzt.
Refektorium (Foto: David Schreyer)
Kapelle mit Betstühlen (Foto: David Schreyer)
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Die geschichtsträchtige und bauhistorisch bedeutende Ausgangssituation erforderte ein hohes Maß an Respekt und eine unaufgeregte, klare Setzung der neuen Elemente.
Die Entwicklung des Raumprogramms war ein langer Prozess mit vielen Unterbrechungen und Umwegen, denn die Franziskaner treffen ihre Entscheidungen sehr basisdemokratisch. Auf diesem langen Weg war es wichtig, die klaren Entwurfsentscheidungen nicht zu unterwandern und stets konsequent zu bleiben.
Brunnen im Brunnenfoyer (Foto: David Schreyer)
Bibliothek (Foto: David Schreyer)
Gab es bedeutende Projektänderungen vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk?
Wir versuchen bei all unseren Projekten, die Entwurfsgedanken konsequent bis zum fertigen Gebäude zu verfolgen und ihnen treu zu bleiben. Das erfordert immer wieder enormen Aufwand, eine gehörige Portion Sturheit und große Ausdauer. Doch diese Haltung gab uns stets eine klare Richtung vor. Das Raumprogramm wurde reduziert – mit einem positiven Effekt auf das Projekt.
Einrichtung der Zellen (Foto: David Schreyer)
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten Ihres Büros ein?
Eigentlich völlig logisch: Unser Portfolio war und ist sehr breit. Das Bauen im denkmalgeschützten Bestand war und ist immer ein wertvoller Teilbereich davon.
Umgang (Foto: David Schreyer)
Kreuzgang (Foto: David Schreyer)
Franziskanerkloster Salzburg
Standort
Franziskanergasse 5, 5020 Salzburg
Nutzung
Sakralbau
Auftragsart
Wettbewerb, 2018
Generalsanierung und Revitalisierung
Bauherrschaft
Orden der Franziskaner
Architektur
wiesflecker-architekten zt gmbh, Innsbruck
Michael Schürer, Maria Barbieri und Thomas Gimpl
Fachplaner und maßgeblich beteiligte Unternehmer
Tragwerksplanung: Brünner ZT GmbH, Graz
Haustechnik: ALPSOLAR, Innsbruck
Lichtplanung: conceptlicht at, Mils
Baumeister: Kreuzberger Bau Salzburg GmbH, Salzburg
Heizung, Sanitär und Lüftung: Allround Installationen Heinz Kapferer GmbH, Kematen in Tirol
Elektroinstallationen: Elektro Ebner GmbH, Hallein
Naturstein: Erich Reichl GmbH, Salzburg
Holzböden: Fischer Parkett GmbH & CO KG, Nussdorf
Fenster, Türen und Trennwände: Palffy Tischlerei, Weißpriach
Terrazzo: Fußbodentechnik Ing. Maikl GmbH, Salzburg
Maler: Tomsits Malerei, Thalgau
Glas-, Metallbau und Innenverglasung: Glas & Metall Weissofner, Schwarzach
Fliesenleger- und Hafner: Hafner- und Fliesenlegermeister GmbH, Elsbethen
Steinmetz: Marmorindustrie Kiefer GmbH, Oberalm
Möbeltischler: Tischlerei Scheschy GmbH, Neufelden
Stahlbau Pergola: Mages Metalldesign & Bauschlosserei, St. Pantaleon
Fassadenmalerei: Malermeister Michael Gühl, Stuhfelden
Restaurator: Helminger Handwerkskunst & Denkmalpflege GmbH, Hof
Bauleitung
Jastrinsky Gmbh & Co Kommanditgesellschaft, Salzburg
Fertigstellung
2022
Gesamtkosten
EUR 9.5 Mio. (Nettoherstellungskosten)
Gebäudevolumen
23'800 m³
Energiestandard
Luftwärmepumpe
Auszeichnung
Architekturpreis Land Salzburg 2022
Fotos
David Schreyer
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