Von ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit

feld72 Architekten
24. März 2023
Die Anlage ist von einem weitläufigen Garten mit altem Baumbestand umgeben. (Foto: David Schreyer)
Frau Fleith, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Von Beginn an stand für uns eine ganzheitliche ökologische Bauweise im Zentrum. Der Zubau wurde als leimfreier Massivholzbau mit Holzfassade und begrünten Dächern realisiert. Diesen ökologischen Anspruch haben wir von der Fassade bis ins Interieur konsequent verfolgt und umgesetzt. 

Ein weiteres großes Anliegen war uns die räumliche Integration der deutsch- und italienischsprachigen Gruppen über die gemeinsame offene Lernlandschaft. Bei der Gestaltung des Zubaus legten wir unser Hauptaugenmerk auf die Begegnungszonen, die nicht nur architektonisch, sondern auch pädagogisch die Möglichkeit eines Miteinanders eröffnen.

Forschungsbereich (Foto: David Schreyer)
Gruppenraum (Foto: David Schreyer)
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


In diesem Fall ging es uns stark um das Weiterbauen. Das bestehende Gebäude, seine Gestaltungsthemen und seine Integration in den gegebenen Kontext waren für uns Inspiration. Der Bestandsbau wurde 1976 vom Architekten Willy Gutweniger entworfen und ist von mehreren eingeschossigen Baukörpern mit unterschiedlichen, versetzten Dachformen charakterisiert, die ein kindgerechtes Ensemble bilden. Dieses ist von einem weitläufigen Garten mit altem Baumbestand umgeben.

Die Erweiterung umfasst ein in sich verschobenes zweigeschossiges Gebäude mit zwei Satteldächern und einen ebenfalls zweigeschossigen Baukörper mit Flachdach, der im nordöstlichen Teil des Grundstücks an das Bestandsgebäude anschließt. Insgesamt bleibt der bauliche Eingriff kompakt und respektiert den wertvollen Baumbestand. 

Ruheraum (Foto: David Schreyer)
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?


Der Zubau nimmt die Formensprache von Gutweningers Architektur auf und strickt den Dialog zwischen Flach- und Schrägdächern weiter. Das Gebäude selbst bleibt dabei klar und setzt sich über die geschwärzte Lärchen-Stülpschalung der Schrägdachhäuser von seiner formalen Referenz ab. Die Verbindungsräume sind durch ihre Flachdächer und ihre naturbelassene Bretterschalung erkennbar.

Holzwerkstatt (Foto: David Schreyer)
Bewegungsraum (Foto: David Schreyer)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?


Die Gemeinde Algund war die treibende Kraft, die – zusätzlich zu den hohen pädagogischen Standards – auch den ökologischen Aspekt kompromisslos vorangetrieben hat. Diese Konsequenz führte nach intensivem Austausch mit den Gemeindevertreter*innen und den Leiter*innen des Kindergartens zu der monolithischen und schadstofffreien Massivholzbauweise und ermöglichte uns eine intensive Materialforschung, deren Resultate sich von der Fassade bis ins Interieur abzeichnen. 

Daneben fördern gewollte räumliche Funktionsüberlappungen die Kommunikation zwischen allen Nutzer*innen. Sie sind zu Begegnungszonen für die unterschiedlichen sprachlichen Gruppen geworden. 

Detail der Fassade (Foto: David Schreyer)
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten Ihres Büros ein?


Das Gebäude ist einer von mehreren realisierten Kindergärten unseres Büros. Doch bei diesem Projekt konnten wir das Thema der ökologischen Materialwahl bisher am konsequentesten verfolgen. Dies geschah in engem Zusammenspiel mit der Bauherrschaft.

Schwarzplan (© feld72 Architekten)
Grundriss Erdgeschoss (© feld72 Architekten)
Grundriss Obergeschoss (© feld72 Architekten)
Bauwerk
Kindergarten Algund
 
Standort
Hermann-von-Stenizer-Straße 4, 39022 Algund, Südtirol, Italien
 
Nutzung
Kindergarten
 
Bauherrschaft
Gemeinde Algund, Hans-Gamper-Platz 1, 39022 Algund
 
Architektur
feld72 Architekten ZT GmbH, Wien
Projektleitung: Anne Catherine Fleith und Gerhard Mair 
Mitarbeitende: Elisabetta Carboni, Therese Eberl, Marie Falser, Markus Gianmoena, Sebastian Gremmelspacher und Valentin Heuwieser
 
Fachplaner
Statik: Pfeifer Partners
Bauphysik-, Haustechnik-, Brandschutz- und Elektroplanung: Energytech
Lichtplanung: Archiviva
Akustik: Archacustica
 
Bauleitung
Baubüro Ingenieurgemeinschaft
 
Fertigstellung
2022
 
Maßgeblich beteiligte Unternehmer 
Unionbau AG
 
Fotos
David Schreyer

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