Die Baugeschichte gibt Antworten – auch auf Zukunftsfragen

Manuel Pestalozzi
17. Februar 2022
Johann Staber, »UNO-City«, Internationaler Amtssitz und Konferenzzentrum am Bruno-Kreisky-Platz 1, Wien, 1968–1987, Präsentationsmodell (© Architekturzentrum Wien, Sammlung)

 

Im vergangenen Juni endete die letzte Dauerausstellung des Architekturzentrums Wien (Az W). Die »a_schau« bot einen kompakten Überblick über die Entwicklung und Geschichte der österreichischen Architektur im 20. und 21. Jahrhundert. Sie dokumentierte 150 Jahre einheimisches Architekturschaffen. Mit der neuen Schausammlung soll nun eine Brücke von der Vergangenheit zur Gegenwart und sogar in die Zukunft unserer Disziplin geschlagen werden. Die Sammlung des Az W wird künftighin also als Anregung verstanden, neu über Architektur nachzudenken. Historische Exponate haben, so die Idee, eine Relevanz für aktuelle architektonische, politische und soziokulturelle Debatten.

 

Friedrich St. Florian, »Waiting Rooms«, 1968, Collage (© Architekturzentrum Wien, Sammlung)

 

Die neue Ausstellung ist in sieben Kapitel gegliedert, die je eine »heiße Frage« thematisieren: Wer macht Stadt? Wie wollen wir leben? Wer sorgt für uns? Wer sind wir? Wer spielt mit? Wie entsteht Architektur? Wie überleben wir? So soll zum Ausdruck gebracht werden, dass museale Sammlungen weit mehr sind als bloßes Strandgut der Geschichte. Zu diesem Zweck wurden ausgewählte Modelle, Zeichnungen, Möbel, Textilien, Archivalien und Filme hervorgeholt. Die Auswahl dabei war groß, denn die Az W-Sammlung ist in den vergangenen 17 Jahren auf über 100 Vor- und Nachlässe angewachsen und die Projektdatenbank ist enorm.

 

Bewegung ist in der neuen Schausammlung eine stete Begleiterin. (Foto: Lisa Rastl © Architekturzentrum Wien)

 

Die Dauerausstellung lässt das Baugeschehen mit all seinen kulturellen, sozialen, politischen, ökonomischen und technischen Implikationen Revue passieren. Die Inhalte reichen vom besonderen Stellenwert des Roten Wien über architektonisch-pädagogische Experimente im Sog der 1968er-Bewegung oder die baukünstlerischen Revolten in Vorarlberg bis hin zu aktuellen Beispielen für ein ökologisches Umdenken. Das Az W-Depot in Himberg ist per Video ebenfalls präsent. 

Die neue Schau ist also nicht nur Architekturvermittlung, sondern auch historische und politische Bildung. Die ersten Kritiken lesen sich positiv. So schreibt Maik Novotny im Standard: »Es ist ein wilder Ritt, der dennoch nicht überfordert, sondern dazu verführt, mehr wissen zu wollen.«

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