Meisterwerke der barocken Architektur im sanierten Wien Museum

Manuel Pestalozzi
1. Februar 2024
Das architektonische Werk des Barock-Baukünstlers Johann Bernhard Fischer von Erlach wird auch mit Modellen präsentiert, so etwa die Dreifaltigkeitskirche und das Priesterhaus. (Foto: © Salzburg Museum / Melanie Wressnigg)

Die Karlskirche gilt als Johann Bernhard Fischer von Erlachs (1656–1723) bedeutendster Beitrag zum Wiener Stadtbild. Ursprünglich als Blickpunkt am Rande des Glacis gedacht, rückte sie im 19. Jahrhundert etwas ins städtebauliche Abseits. Alle Versuche, die Kirche zum Teil eines Platzes zu machen, mussten scheitern, weil sie eine monumentale Skulptur auf ihre Schauseite reduzierten, schreiben die Macher einer neuen Ausstellung über den berühmten Bildhauer und Architekten. »Fischer von Erlach. Entwurf einer historischen Architektur« ist zurzeit im Wien Museum zu sehen, dessen Umbau die Frage nach der Gestaltung der unmittelbaren Umgebung Karlskirche erneut aufgebracht hat. So ist denn auch das Schicksal des Karlsplatzes eines der insgesamt neun Kapitel, in die die Schau gegliedert ist.

Dass Johann Bernhard Fischer von Erlach zunächst als Bildhauer wirkte, erahnt man bei dieser Darstellung eines Entwurfs für ein Bergschloss. Die Federzeichnung entstand um 1705. (© Albertina, Wien)

Fischer von Erlachs Schaffen beschränkte sich nicht auf das Entwerfen von Garten- und Stadtpalästen für den Wiener Adel, Kirchenbauten für den Erzbischof von Salzburg oder Monumentalbauten für den Hof. Mit dem »Entwurff Einer Historischen Architectur« veröffentlichte er 1721 auch eine Baugeschichte in Bildern. Das Buch sollte ihn in ganz Europa bekannt machen. In der Ausstellung wird dem Schlüsselwerk entsprechend viel Platz eingeräumt. Auffallend ist aus heutiger Sicht das Fehlen jeglicher Überheblichkeit gegenüber fremden Kulturen – das fachliche und kulturelle Interesse erfuhr keine weltanschauliche Trübung. 

Bei seinen eigenen Bauten berief sich Fischer von Erlach stets auf die römische Antike. Als Vorbilder dienten ihm Architekten wie Bernini, Borromini oder Pietro da Cortona. Seine Kompositionen beruhen häufig auf einfachen geometrischen Körpern (Würfel, Zylinder und Kugel), die er zu spannungsvollen plastischen Gebilden formte.

Auch die Sultan-Ahmed-Moschee in Istanbul fand Eingang in Fischer von Erlachs Publikation »Entwurff Einer Historischen Architectur«. Diese Federzeichnung entstand vor 1712. (© National- und Universitätsbibliothek Zagreb)

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Salzburg Museum. Sie spannt einen thematischen Bogen von Fischer von Erlachs Anfängen in Rom über seine frühen Bauten in Wien und Salzburg bis hin zu seinen späten Hauptwerken mit der Karlskirche als Höhepunkt. Eine Vielzahl teils noch nie gezeigter Objekte – Zeichnungen, Druckgrafiken, Modelle, Gemälde, Skulpturen und Bücher – macht ein selbst für die Maßstäbe der Barockzeit außerordentliches künstlerisches Werk anschaulich. Schwerpunkte bilden dabei die Zeichnungen aus der Sammlung der National- und Universitätsbibliothek in Zagreb und der Wiener Albertina sowie die eindrucksvollen Kupferstiche aus dem »Entwurff Einer Historischen Architectur», die das Zentrum der Ausstellung bilden. Fotografien von Werner Feiersinger zeigen Fischer von Erlachs Bauten aus neuen, mitunter ungeahnten Blickwinkeln und spüren damit den künstlerischen Absichten des Architekten nach. Die Ausstellung bietet eine willkommene Gelegenheit, Fischer von Erlach wie auch das sanierte und erweiterte Wien Museum mit seiner neuen, frei zugänglichen Aussichtsterrasse neu kennenzulernen.

Die Ausstellung nutzt den neuen Dachaufbau des Wien Museums über der öffentlichen Terrasse. (Foto: © Lisa Rastl)

Andere Artikel in dieser Kategorie