Sind Tourismus und Klimaschutz miteinander vereinbar?

Manuel Pestalozzi
22. Dezember 2023
Der Gebäudekomplex des neuen Hotels oberhalb des Staubeckens Latschau (Foto: © Falkensteiner)

Snøhettas Studio in Innsbruck um Patrick Lüth ist seit Jahren in Österreich und den Nachbarländern überaus erfolgreich. Beispiele für die Architektur des Teams, zu dem etliche Talente der Universität Innsbruck gehören, sind der Hauptsitz des Öko-Reiseveranstalters ASI in Natters und der »Perspektivenweg« auf der Nordkette oberhalb der Tiroler Landeshauptstadt. Was den Tourismus in den Alpen anbelangt, der ja durchaus sehr kritisch zu sehen ist, verfolgen die Architekt*innen von Snøhetta mit ihren Bauherrschaften immer wieder alternative, umweltschonendere Ansätze – etwa beim neuen Aussichtsturm am Wiedersberger Horn.

Das neue Hotel der architektonisch sehr ambitionierten Falkensteiner Michaeler Tourism Group in Vorarlberg passt gut in diese Reihe zeitgenössischer alpiner Architektur. Das Haus mit 123 Betten steht am Golm, also an der Südflanke des Montafons, auf rund 1000 Metern Seehöhe. Es ist diskret in die schöne Berglandschaft eingebettet, die durch Skiliften, Bergbahnen, eine Waldrutschbahn und insbesondere das Staubecken Latschau allerdings bereits deutlich vom Menschen überformt ist. 

Ein zweigeschossiger Sockelbau lässt eine künstliche Landschaft entstehen, die auch ein Schwimmbad mit Spa umfasst. Darüber befinden sich zwei zueinander leicht verdrehte Längstrakte, die mit einer Holzfassade verkleidet sind. Das Entwurfsteam legt Wert darauf, dass die Einrichtung auf die Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet ist, schließlich wird das Falkensteiner Hotel Montafon ausdrücklich als Familienhotel vermarktet. Spiel- und Aufenthaltszonen für die jungen Gäste befinden sich an zentralen Stellen und nicht etwa an den Rändern der Anlage.

Im großen Lounge- und Barbereich (Foto: © Falkensteiner)
Klimaneutraler Hotelbetrieb?

Das Falkensteiner Hotel Montafon ist der Vereinigung »turn to zero« beigetreten, hinter der das Klimaneutralitätsbündnis 2025 steht, das zehn namhafte Vorarlberger Unternehmen Anfang 2013 gegründet haben. Ziel der Mitglieder ist der klimaneutrale Betrieb bis 2025. Die illwerke vkw sind als größter Energiedienstleister im Bundeslandes mit an Bord. Das Hotel schloss sich schon vor der Eröffnung an. Als Grund wird auch die Nachbarschaft der Mittelstation des Erlebnisgebiets Golm genannt, das sich selbst als »erstes klimaneutrales Tourismus-Gebiet Österreichs« bezeichnet.

Dabei handelt es sich tatsächlich nicht bloß um »heiße Luft«: Die Energieversorgung des Hotels erfolgt über eine Großwärmepumpe, die sich die Abwärme des angrenzenden Staubeckens zunutze macht und das Hotel sowie die umliegenden Gebäude heizt. In der kalten Jahreszeit kommt bei Bedarf zusätzlich eine eigene Biomasseanlage zum Einsatz. Im Sommer hilft ein Free-Cooling-System dabei, mit Kälte aus dem Kraftwerk das Hotel zu kühlen. Auch der Strom stammt von dem Wasserkraft. Außerdem werden für die Bewirtung der Gäste regionale Bioprodukte bezogen. So möchte man die einheimische Wirtschaft unterstützen und Lieferketten kurz halten.

Für die Gestaltung der Innenausstattung waren Vudafieri Saverino Partners aus Mailand zuständig. (Foto: © Falkensteiner)

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