Transformation eines Silos
Foto: David Schreyer
obermoser + partner haben gemeinsam mit Hanno Schlögls Büro einen Getreidespeicher im Tiroler Hall zu einem Umschlagzentrum für Holzpellets umgebaut. Zuoberst ist außerdem ein Kunstraum entstanden, wie Thomas Gasser berichtet.
Herr Gasser, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Das Projekt war nicht gerade alltäglich: Es galt, aus einem zwar weithin sichtbaren, doch anonymen Gewerbebau eine architektonische Landmarke und ein Firmenwahrzeichen zu machen. Außerdem sollte ein Kunstraum in 50 Metern Höhe über einer intensiv genutzten Industrieanlage geschaffen werden.
Foto: David Schreyer
Foto: David Schreyer
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?
Wichtig war uns das Verschmelzen der prägenden baulichen Struktur des archaisch anmutenden Bestands-Silos mit dem neuen Dachaufbau – der »Krone« – zu einem von einheitlicher Materialität geprägten Monolithen.
Foto: David Schreyer
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Die großvolumige Bebauung des Gewerbegebietes erforderte die Schaffung einer klaren und stark gebauten Form, um die erwünschte Aufmerksamkeit für das Gebäude zu erreichen. Zugleich sollte es aber nicht aufdringlich wirken.
Foto: David Schreyer
Foto: David Schreyer
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer*innen den Entwurf beeinflusst?
Die hohen Ansprüche des Bauherrn an die architektonische Umsetzung der Bauaufgabe an diesem außergewöhnlichen Ort waren bestimmend für die Erarbeitung des Entwurfs. Gleichzeitig war die optimale Funktionalität der Gewerbeanlage eine wesentliche Vorgabe.
Die ersten Entwürfe gingen noch von einer offenen Überplattung der Bereiche aus, in denen die Holzpellets neben dem Silo verladen werden, wodurch die bauliche Ausformulierung freier hätte erfolgen können. Die erforderliche Einhausung dieser Zonen und die Integration eines kleinen Heizkraftwerks führten dann aber zum realisierten »gefalteten« Zubau.
Foto: David Schreyer
Foto: David Schreyer
Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten des Büros ein?
Nach der Umsetzung von Bauten im komplexen urbanen Umfeld und auch in extrem alpinen Regionen war dieses Projekt als »Hochhausbau« eine weitere besondere Herausforderung für unser Büro.
Die Transformation bestehender Gebäudestrukturen für neue und erweiterte Funktionen im Sinne eines sorgsamen und nachhaltigen Umgangs mit vorhandenen Ressourcen ist in der heutigen Zeit eine sehr aktuelle und wichtige Aufgabe.
Die qualitativ hochwertige Ausführung der Betonfertigteile hat wesentlich zur erfolgreichen Umsetzung des Entwurfsgedankens beigetragen.
Grundriss Ebene 0
Grundriss Ebene 2
Grundriss Ebene 4
Schnitt 1
Schnitt 4
Gutmann Pelletspeicher
Standort
Innsbrucker-Straße 81, 6060 Hall in Tirol
Nutzung
Umschlagzentrum für Holzpellets mit Kunstraum für Firmenveranstaltungen
Auftragsart
GeladenerWettbewerb
Bauherrschaft
GutmannGmbH, Innsbruck
Architektur
obermoser+partner architekten zt gmbh, Innsbruck
Johann Obermoser, Thomas Gasser (Projektleiter), DanielWenter, Jörg Raich, Werner Heis, Simon Westreicher, Harald Brutscher (Visualisierung)
in Zusammenarbeit beim Entwurf mit:
Architekt Hanno Schlögl, Innsbruck
Fachplaner
Statik: ZSZ Ingenieure, Innsbruck
Anlagentechnikplanung: BEA Institut für Bioenergie GmbH, Wien
Lichtplanung: Bartenbach GmbH, Aldrans
Jahr der Fertigstellung
2020
Gesamtkosten
EUR 6 Mio. (exkl. Anlagentechnik)
Kunst am Bau Autor
Skulptur von Hubert Kiecol
Maßgeblich beteiligte Unternehmer
Baumeister: Fröschl AG & Co.KG., Hall in Tirol
Stahlbau und Paneelfassade: Unger Stahlbau Ges.m.b.H., Innsbruck
Dach: H. Ploberger GmbH, Zirl
Fassaden und Fenster: Horst Idl Metallbau GmbH, Nußdorf-Debant
Betonfertigteile: Ing. Hans Lang GmbH, Terfens
Profilit-Fassade: Spechtenhauser Holz- und Glasbau GmbH, Innsbruck
Türen: Frey Metalltech GmbH, Lienz
Elektroinstallationen: Fiegl & Spielberger GmbH, Innsbruck
Sanitär, Heizung, Kühlung und Klima: Huter Haustechnik GmbH, Matrei am Brenner
Fotos
David Schreyer
Hanno Schlögl ist voriges Jahr verstorben. Mit ihm haben wir einen beeindruckenden Architekten und Menschen verloren, ein Vorbild.